Mit der Wärme aus Luft, Erdreich und Wasser günstig und versorgungssicher Gebäude beheizen – wäre dies in Bayern flächendeckend möglich? Mit dieser Frage beschäftigen sich auch zwei kürzlich veröffentlichte Studien zu den Nutzungsmöglichkeiten von Umweltwärme aus Fließgewässern sowie der oberflächennahen Geothermie. Sie kommen zu dem Schluss: Beide Energiequellen bieten bedeutende Potenziale für die Versorgung mit erneuerbarer Wärme, die noch lange nicht ausgeschöpft sind.
Im Auftrag des Verbands des Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft e.V., der Vereinigung Wasserkraftwerke in Bayern, des Landesverbands Bayerischer Wasserkraftwerke und des Verbands kommunaler Unternehmen untersuchte die Forschungsstelle für Energiewirtschaft in einer Studie, inwiefern Bayerns Häuser durch von Flusswasserwärmepumpen bereitgestellte Wärme beheizt werden können. Die Forscher stufen Wärmepumpen an Flüssen dabei als zukünftig vielversprechende Technologie ein, deren Bedeutung vor allem in urbanen Räumen mit wenig anderweitigen Wärmequellen groß sei. Das Potenzial der bayerischen Flusslandschaften sei in vielen Regionen groß, jedoch hinge das tatsächliche Potenzial von vielen regional unterschiedlichen Faktoren ab. Insgesamt könne man bei vollständiger Nutzung des theoretischen Potenzial den ganzjährigen Wärmebedarf von nahezu einem Fünftel (19 %) der bayerischen Gemeinden decken. Dabei gäbe es auf der einerseits Regionen, die aufgrund fehlender Fließgewässer kaum geeignet sind. Andererseits wiesen vor allem entlang der Donau, des Mains sowie die Einzugsgebiete großer Zuflüsse hohe mögliche Deckungsgrade auf.
Forschungsgegenstand der zweiten Studie ist das umsetzbare Potenzial oberflächennaher Geothermie, die im Auftrag des Landesamts für Umwelt in Kooperation der TUM, der FAU sowie der ENIANO GmbH erarbeitet wurde. Mit Blick auf eine verbesserte Erdwärmeanalyse mithilfe des Energie- und Umweltatlas Bayern hat sie eine quantifizierte Darstellung aller Erdwärmesysteme für eine erste, überschlägige Einschätzung des lokalen Potenzials von sanierten Wohngebäuden zum Ziel. Die Auswertung zeigt, dass deutlich mehr als die Hälfte der Gebäude mithilfe von Erdwärmesonden, Grundwasserbrunnen oder Erdkollektoren beheizt werden könnten. Da bei den Berechnungen teilsanierte Häuser nicht berücksichtigt wurden, ist davon auszugehen, dass das Potenzial insgesamt sogar noch größer ist. Zudem begrenzen vielerorts in Bayern bislang noch deutlich geringe, erlaubte Bohrtiefen als in den Nachbarbundesländern die Nutzungsmöglichkeiten. In Zukunft könnte eine neue Evaluierung der Bohrtiefenvorschriften den sogenannten “Goldschatzes unter unseren Füßen” besser nutzbar machen.