FAQ – Biogas

Vermarktung & Wirtschaftlichkeit

Gibt es Zuschüsse für den Bau einer Biogasanlage?
Ja und Nein. Nicht verfügbar sind allgemeine Investitionszuschüsse ohne weitere Auflagen, da – so die Argumentation der Förderstellen – das EEG bereits ausreichende Anreize bietet. Allerdings stehen es sowohl bei der Errichtung als auch während des Betriebs Fördertöpfe bereit, mit denen bestimmte Anlagenbereiche bezuschusst werden können, z. B. die Rühr- bzw. Pumptechnik oder ein Wärmenetz.
Wie kann ich meine Biogasanlage zu einer Gülle-Kleinanlage umrüsten?
Immer möglich sind ein kompletter Rückbau der bestehenden und Neubau und -inbetriebnahme einer Gülle-Kleinanlage mit Anspruch auf 20 Jahre Förderung nach den dann geltenden Vergütungssätzen im EEG. Darüber hinaus können Anlagen mit max. 150 kW installierter Leistung, deren Vergütungszeitraum spätestens 2024 endet, zu deutlich schlechteren Konditionen (15,5 ct bis 75 kW, darüber 7,5 ct) eine zehnjährige Verlängerung erreichen. Schließlich besteht die Möglichkeit, unter Erhaltung eines Teils der Bestandsanlage in die Gülle-Kleinanlagen-Klasse zu wechseln – dies setzt allerdings eine Zustimmung des Netzbetreibers voraus.
Wie viel kann ich für die Wärme meiner Biogasanlage verlangen?
Das kommt darauf an. Jeder Wärmeversorger bewegt sich in einem individuellen Marktumfeld und muss in diesem wettbewerbsfähig sein. Andererseits ist die Grundlage eines seriösen Wärmekonzepts eine Kalkulation der Wärmegestehungskosten, die je nach Anlage unterschiedlich ausfallen. So spielen z. B. die Belegungsdichte oder mögliche Wärmegarantien eine entscheidende Rolle. Hinweise zur Vertragsgestaltung finden Sie in dieser Broschüre.
Rechnet sich der Neubau einer kleinen Gülleanlage?
Bei Immobilien gibt es drei Haupteinflussgrößen auf den Wert einer Immobilie: Lage, Lage, Lage. In diesem Sinne gibt es für die Wirtschaftlichkeit von Kleingülleanlagen auch drei Haupteinflussgrößen: Anschaffungswert, Anschaffungswert, Anschaffungswert. D.h. Kleingülleanlagen rechnen sich, wenn die Baukosten nicht zu hoch sind.
(Wie) kann ich meine Biogasanlage nach dem Ende der Förderperiode 1 weiter betreiben?
Hier bestehen verschiedene Möglichkeiten. Der klassische Weg ist der Wechsel in die Anschlussvergütung, was die Teilnahme an dem Ausschreibungsverfahren bedingt. Denkbar wäre auch, statt der Verstromung das Biogas aufzubereiten und als Biomethan einzuspeisen, ggf. in Kombination mit einer Hoftankstelle. Weitere Optionen sind neben der Neuinbetriebnahme als Gülle-Kleinanlage der Umbau zur Bioraffinerie (Kombination mit stofflicher Nutzung) oder die Direktlieferung von Strom. Einen Überblick über die Möglichkeiten (und darüber hinaus) bietet dieser Leitfaden.
Darf ich den im BHKW erzeugten Strom selbst nutzen?
Vor einigen Jahren war das schwierig. Zwischenzeitlich wurde das wieder deutlich leichter gemacht.

Substrate & Gärprodukte

Ist es sinnvoll, Energiepflanzen in Biogasanlagen zu vergären?
Das Energiepflanzenspektrum ist sehr groß. Es können klassische Pflanzen wie Getreide, Zuckerrüben oder Ackergras, aber auch alternative Pflanzenarten wie Sorghum, Wickroggen oder Buchweizen, angebaut werden.
Durch die Vielfalt an Möglichkeiten sind viele Vorteile generierbar wie: Erweiterung und Flexibilisierung von Fruchtfolgen, Nahrungsangebot für Insekten wie Bienen und Schmetterlinge, Schutz für Niederwild, Steigerung der Artenvielfalt, Bodenschutz und Humusaufbau.
Zu den Energiepflanzen gehören auch Dauerkulturen wie die durchwachsene Silphie oder Wildpflanzen. Diese werden nur einmal angesät und können dann über viele Jahre genutzt werden. Vorteile sind Bodenruhe und Arbeitsersparnis.
Diese vielen Vorteile sind gerade durch den Energiepflanzenanbau möglich, weshalb der Anbau und die Vergärung von Energiepflanzen sinnvoll ist.
Zusätzlich wird durch die Nutzung als Biogassubstrat noch Strom und Wärme gewonnen, sowie das wertvolle Gärprodukt.
Was sind Koppelprodukte?
Koppelprodukte sind Nebenerzeugnisse, die bei der Erzeugung von Nahrungsmitteln anfallen. Aus ihnen kann, über die Vergärung in einer Biogasanlage, Energie in Form von Wärme und Strom gewonnen werden.
In einem landwirtschaftlichen Betrieb sind Koppelprodukte z. B. Getreidestroh, Maisstroh, Mist oder Gülle. Sie benötigen keine eigenen Flächen zum Anbau. Auch im Gartenbau und bei der Lebensmittelherstellung fallen Koppelprodukte an wie z. B. Treber bei der Weinherstellung oder Molke bei der Käseherstellung.
Welche Vorteile bietet der Einsatz von Wirtschaftsdüngern wie Gülle und Mist in einer Biogasanlage?
Werden Wirtschaftsdünger wie Gülle oder Mist offen gelagert oder direkt ausgebracht, entstehen Emissionen wie Lachgas, Methan und Ammoniak u.a. durch den Abbau von Fettsäuren bzw. den leicht abbaubaren Kohlenstoff.
Eine Biogasanlage ist ein weitestgehend, geschlossenes System und damit gasdicht. Dadurch werden Emissionen vermieden. Das Methan wird genutzt, Lachgas entsteht nicht und Ammoniak wird aufgefangen – was Stickstoffverluste senkt. Die Fettsäuren und leicht abbaubare Kohlenstoffe werden zu Biogas umgewandelt und genutzt.
Zusätzlich werden Strom und Wärme gewonnen. Das zusätzlich anfallende Gärprodukt dient als wertvoller Dünger. Die Wirtschaftsdünger werden in einer Biogasanlage über die Kaskadennutzung sozusagen „veredelt“.
Weitere Effekte der Vergärung sind die Minderung der Geruchsbelästigung und ein besserer Hygienestatus von Gülle und Mist.
Warum sollte Kleegras in einer Biogasanlage genutzt werden?
Kleegras hat v.a. im Ökolandbau eine zentrale Stellung in der Fruchtfolge. Es ist wichtig für die Nährstoffversorgung des Bodens v. a. mit Stickstoff, die Humusbildung und zur Unkrautunterdrückung.
Normalerweise wird Kleegras nur gemulcht und verbleibt auf dem Feld. Das führt zu Nachteilen wie Emissionen (Lachgas), schlechterem Wiederaufwuchs nach dem Mulchen und einer geringeren Fixierleistung der Knöllchenbakterien (die Knöllchenbakterien binden den Luftstickstoff in der Pflanze).
Wenn dagegen das Kleegras vom Feld abgefahren und in einer Biogasanlage genutzt wird, wird dies verhindert.
Der Vorteil für den ackerbaulichen Betrieb:
• „Veredelung“ des „fruchtfolgebedingt anfallenden Substrates“ durch Vergärung
• besseres Düngermanagement und bessere Düngewirkung
• Förderung des Dauerhumus durch Ligninrückführung über das Gärprodukt
• phytosanitäre Effekte, d.h. Unkrautsamen und Pilze auf Pflanzenresten werden vom Feld entfernt

Umwelt – Hygiene – Sicherheit

Gehen von einer Biogasanlage Umweltbelastungen (z. B. Geruch, Lärm) aus?
Eine Biogasanlage ist keine Abfüllanlage für Mineralwasser, sondern es wird Biomasse umgeschlagen. Demnach sind Geruchsemissionen nie ganz vermeidbar. Normal und sauber geführte Anlagen reduzieren diese Emissionen unter den Grenzwert. Lärmemissionen entstehen bei Biogasanlagen z.T. bei der Ansaugöffnung für die Luft zum Blockheizkraftwerk (BHKW). Diese Emissionen können mit üblichen, modernen Kulissenschalldämpfern sehr stark reduziert werden. Man kann sich davor stellen, durch den Schalldämpfer hindurch auf das BHKW sehen und man nimmt wahr, dass man vom BHKW nahezu nichts hört. Luftschadstoffe werden behördlich reguliert und werden technisch unter den Grenzwerten gehalten.
Verliere ich durch die Integration einer Biogasanlage Nährstoffe für den Boden?
Biogasgülle erreicht, ähnlich wie Wirtschaftsdünger, mit die höchsten Nährstoffmengen, verglichen mit anderen organischen Düngern wie Klärschlamm, Kompost und pflanzliche sowie tierische Nebenprodukte. Die genaue Menge ist dabei von den verwendeten Einsatzstoffen abhängig. Während des Vergärungsprozesses gehen keinerlei Nährstoffe verloren, da in dem produzierten Gas hauptsächlich Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff gebunden sind. Die wichtigsten Nährstoffe Stickstoff (N), Phosphor (P) und Kalium (K) verbleiben dagegen im Gärrest. Der Vergärungsprozess hat aber Auswirkung auf die Verfügbarkeit der Nährstoffe für die Pflanze. macht die Nährstoffe dagegen sogar besser für die Pflanzen verfügbar. Im Vergleich zu Biokompost mit einer langsamen N-Verfügbarkeit und einem Mineraldüngeräquivalent (MDÄ) von < 25%, hat die Biogasgülle mit dem MDÄ von 50-75% eine moderat schnelle N-Verfügbarkeit wie Schweinegülle. Bei der Lagerung und Ausbringung des Gärproduktes kann es, ebenso wie beim Wirtschaftsdünger, je nach Handhabung zu Stickstoffverlusten in Form von klimaschädlichem Lachgas kommen.
Link zu weitere Informationen.
Welchen Platz hat Biogas im zukünftigen Energiesystem?
Biogas ist ein über Stunden bis sogar wenige Tage speicherbarer Energieträger und kann daher bedarfsgerecht und flexibel eingesetzt werden, um die Schwankungen von Wind- und Solarstromerzeugung auszugleichen. Alternativ kann es als zu Biomethan aufbereiteter Kraftstoff insbesondere im Transport- und Schwerlastverkehr eingesetzt werden, da ein CNG (Compressed Natural Gas)- oder LNG (Liquified Natural Gas)-Tank mehr Antriebsenergie fasst als ein Akku. Darüber hinaus kann eine Biogasanlage als Biomasse-„Allesfresser“ im Bereich der Bioraffinerie als wichtiger Baustein auf dem Weg hin zu einer postfossilen, nachhaltigen und bioökonomischen Wirtschaftsweise dienen.
Wie leistet Biogas einen Beitrag zum Klimaschutz?
Die Energie- und Klimabilanz von Biogasanlagen ist deutlich besser als die von fossilen Kraftwerken. Wird gar Wirtschaftsdünger vergoren, vermindert man zusätzlich die Methan- bzw. Lachgasemissionen, die sonst bei der Lagerung entstehen würden. Ähnliches gilt bei Einsatz von Kleegras, welches sonst nur gemulcht würde.
Wie kann Biogas einen Beitrag zu einer klimafreundlichen Mobilität leisten?
Biomethan – als aufgereinigtes Biogas – kann in CNG-Gasfahrzeugen verwendet werden. Über 90 % der etwa 800 CNG-Tankstellen in Deutschland bieten Biomethan an. CNG steht für Compressed Natural Gas, also Methan, das an Tankstellen mit einem Druck von 200 bar abgegeben und im Fahrzeug in Druckflaschen bevorratet wird.
Biomethan wird meist über das Erdgasnetz an die CNG-Tankstellen geliefert. In Zukunft ist davon auszugehen, dass immer mehr Lastwagen anstatt mit Dieselkraftstoff mit LNG (LiquifiedNaturalGas), also verflüssigtem Methan betrieben werden. Auch hier ist LNG-Biomethan eine klimafreundliche Alternative zu fossilen Energieträgern. Apropos klimafreundlich: Über eine vorgegebene Quote zur Treibhausgaseinsparung für Diesel- und Benzinkraftstoffe, werden klimafreundliche Kraftstoffe und Energieträger für den Verkehr unterstützt. Die steigende Treibhausgasquote führte unter anderem dazu, dass Erdgas als Kraftstoff in Deutschland durch Biomethan nahezu komplett verdrängt wird und Biomethan für den Lastverkehr in den nächsten Jahren an Bedeutung gewinnen wird.