Gewerbe- und Industriebetriebe wie Wäschereien und Brauereien sind Objekte, die für ihren Produktionsprozess Wärme, manchmal auch Kälte benötigen. Eine Bereitstellung dieser so genannten Prozesswärme bzw. Prozesskälte ist eine interessante, häufig aber mit besonderen Hürden behaftete Option für die Versorgung mit Holzenergie.
Wir behandeln das Thema an dieser Stelle, weil das Potenzial für eine Versorgung mit Erneuerbaren Energien bei der Prozesswärme besonders groß ist. Die Holzenergie kann hier große Vorteile ausspielen. Doch es gibt einige Hemmnisse, die zu beachten sind und die vielleicht mit einigen Kniffen überwunden werde können.
Unterschiedliche Temperaturniveaus
Entscheidend für die Art und Weise, mit der Prozesswärme bereitgestellt werden kann, sind u.a. das Temperaturniveau und der Wärmebedarf. Rund ein Drittel des industriellen Wärmebedarfs geht mit Temperaturen von weniger als 250°C einher; in diesem Bereich könnte zukünftig insbesondere solare Prozesswärmebereitstellung von Bedeutung sein. Höhere Temperaturen kann die Biomasse bereitstellen.
- Niedertemperaturbereich bis 100°C (inkl. Raumbeheizung und Warmwasserbereitung): z.B. Ernährungsgewerbe, Textilgewerbe, chemische Industrie, Metallerzeugung und -bearbeitung, Maschinenbau, Herstellung von KfZ und KfZ-Teilen.
- Mittlerer Temperaturbereich 100 bis 500°C: z.B. Ernährungsgewerbe, Papiergewerbe, chemische Industrie.
- Hochtemperaturbereich ab 500°C: chemische Industrie, Metallerzeugung und -bearbeitung, Glas/Keramik/Steine/Erden.
Gute Erfahrungen gibt es mit der Holzenergie in der Bereitstellung von Prozessdampf. Eine weitere Option ist die Bereitstellung von Kälte für verschiedene industrielle Anwendungen.
Hemmnisse und Lösungen
Bislang decken Erneuerbaren Energien in Deutschland erst 5 % des industriellen Prozesswärmebedarfs, rund 75 % machen fossile Energieträger aus, den Rest liefern elektrischer Strom und Fernwärme. Für die noch nicht größere Durchdringung des gewerblichen und industriellen Energiebedarfs mit Erneuerbaren Energien gibt es Gründe:
- In der Industrie gelten für Investitionen strenge wirtschaftliche Kriterien. Die relativ langfristigen Biomasseprojekte mit ihren relativ hohen Investitionen hatten es lange schwer, in diesem Sektor mit fossilen Lösungen mitzuhalten.
- Wärme, die in Gewerbe und Industrie für die Produktion benötigt wird, weist häufig extreme Lastspitzen auf. Holzheizkessel haben den Nachteil, dass sie im Idealfall mit möglichst gleichmäßiger Last betrieben werden sollten.
Hierfür allerdings gibt es Lösungen. Schon jetzt hat sich die Solarwärme bei Niedertemperaturanwendungen gut etabliert, und die Holzenergie liefert neben Warmwasser auch Dampf, erhitzt Thermoöl und stellt heiße Gase bereit. Die Lösungen sind markterprobt, die Bereitstellung von Wärme und Kälte aus Holzenergie geschieht bedarfsgerecht, flexibel und hocheffizient.
Die notwendigen Holzbrennstoffe sind gut verfügbar. Verwendet werden Holzpellets und holzige Rest- und Abfallstoffe aus der Kreislaufwirtschaft, dazu zählen beispielsweise Holz aus der Landschaftspflege und aus der Kompostierung, auch Altholz der Kategorien A I und A II wird zunehmend preislich interessant. Attraktive Förderprogramme des Bundes und einiger Länder unterstützen die Entwicklung.
Planung, Errichtung und Betrieb der Versorgungsanlage können einem erfahrenen Dienstleister überlassen werden. Er garantiert die Versorgungssicherheit, wozu auch Brennstoffverfügbarkeit, Preissicherheit und Preisplanbarkeit gehören. Zertifizierungen bestätigen die Nachhaltigkeit der verwendeten Holzbrennstoffe.
Energieeinspar und und Abwärmenutzung mitdenken!
Es lohnt sich also, über eine solare Wärmebereitstellung, eine Variante mit Holzenergie und über Kombinationen nachzudenken. Dabei gehören Energieeinsparung und Abwärmenutzung selbstverständlich mitberücksichtigt. Nur so lässt sich der große Bedarf an fossilen Energieträgern im Prozesswärmesektor reduzieren.