Das Rheinische Braunkohlerevier, auch Rheinisches Revier genannt, ist ein Bergbaurevier in der Kölner Bucht. Es handelt sich um das größte Braunkohlerevier in Europa. Der Tagebau führte hier zu Landschaftsveränderungen und die Entstehung von Industriestandorten. Die Kohle wird in der Region in fünf Kohlekraftwerken zur Stromerzeugung eingesetzt und für die ansässige Industrie zur Energieversorgung genutzt.
Durch das Inkrafttreten des Kohleausstiegsgesetzes wird vorgegeben, dass mit der Stromerzeugung aus Braunkohle bis 2038 Schluss ist. Für die Region bedeutet dies ein enormer Strukturwandel, der durch das Strukturstärkungsgesetz Kohleregionen (StStG) begleitet wird. Das Gesetz fördert beispielsweise alternative Energiequellen und die Entstehung klimaeffizienter Industrien.
Eine konkrete Maßnahme, die in diesem Gesetz aufgeführt ist, ist der Aufbau einer Modellregion Bioökonomie im Rheinischen Revier. Dieser Aufbau wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Nationalen Bioökonomiestrategie mit rund 72 Millionen Euro über fünf Jahre gefördert. Der Prozess wird von der „Zukunftsagentur Rheinisches Revier“ koordiniert. Geschlossene Stoffkreisläufe und neue Wertschöpfungen im Bereich der Bioökonomie sollen entstehen oder weiterentwickelt werden, denn in der Region sind bereits moderne Industrien aus den Bereichen Chemie, Textil, Papier, Lebensmittel und Landwirtschaft ansässig. Sie alle sind eine gute Basis für bioökonomische Potenziale.
Gut 50.000 Beschäftigte arbeiten bereits in ca. 400 für die Bioökonomie bedeutsamen Betrieben. Chemie- und Kunststoffindustrie und Lebensmittelindustrie sind laut einer Studie aktuell die stärksten Industriezweige. Ebenso sind zahlreiche Lehr- und Forschungseinrichtungen ansässig und es gibt ein umfangreiches Angebot an Studiengängen.
Zum Aufbau der Modellregion Bioökonomie Rheinisches Revier werden eine Vielfalt von Forschungs-, Entwicklungs- und Innovationsvorhaben gefördert:
- Die Strukturwandel Initiative BioökonomieREVIER, ansässig am Forschungszentrum Jülich, hat sich zum Ziel gesetzt, ein Reallabor für nachhaltiges biobasiertes Wirtschaften zu entwickeln, mit dem Fokus auf schnelle wirtschaftliche Umsetzbarkeit. Dabei soll die Vernetzung aller Akteursgruppen aus Forschung, Wirtschaft, Praxis und Ausbildung dazu beitragen, dass neue Geschäftsmodelle und Wertschöpfungsketten entstehen können.
Hierzu wurden 14 Innovationslabore eingerichtet, die sich auf drei Innovationscluster verteilen: Innovative Landwirtschaft, Integrierte Bioraffinerie sowie Biotechnologie und Kunststofftechnik. Hier geht es unter anderem um Digitalisierung in der Landwirtschaft und Entwicklung neuer Märkte, die Weiterverarbeitung und Aufwertung von Biomasse und Reststoffen aus der Lebensmittelindustrie und landwirtschaftlicher Produktion und die stoffliche Nutzung biobasierter Rohstoffe, die Entwicklung mikrobieller Hochleistungsstämme für die industrielle Biotechnologie und Möglichkeiten, mithilfe spezieller Peptide Mikroplastik „einzufangen“. Das Forschungscluster wird mit 38,5 Millionen Euro gefördert.
- Das Kompetenzzentrum Bio4MatPro (Kompetenzzentrum zur biologischen Transformation der Materialwissenschaft und Produktionstechnik, mit bis zu 26,3 Millionen Euro gefördert) befasst sich mit biologischen Funktionalitäten und bioinspirierten Prinzipien, die auf und in Materialien übertragen werden sollen. Hier arbeiten etwa 50 Institutionen in 23 Verbundprojekten zusammen, die sich über drei Forschungsfelder verteilen:
1. Von lokalen nachwachsenden Rohstoffen zu Werkstoffen
2. Zukunftstechnologien: z.B. biokompatible Produktionsketten
3. Beispiele für biologische Transformation von Industrien
- Das Förderprojekt „Bioökonomie Verstehen.Verbinden.Unterstützen“ befasst sich mit der Begleitforschung, um die speziellen Herausforderungen und Erfolgsfaktoren dieses regionalen Wandels besser zu verstehen und diese Erkenntnisse gleich anzuwenden. Wissenstransfer, Vernetzung von Forschung und Praxis, Einbindung der Bevölkerung, Entwicklung von Zukunftsszenarien und Erkenntnisse für die Aus- und Weiterbildung sind hier Themenfelder, die mit insgesamt 6,8 Millionen Euro gefördert werden.
Der offizielle Auftakt zum Förderprogramm fand am 31. März 22 statt. Regelmäßige Abstimmungen zwischen alles Beteiligten sind vorgesehen.
Weiter Informationen finden sich hier: www.biooekonomie.de, Möglichkeiten zum Mithören und Mitmachen werden ebenso angeboten.