Industriepflanzen

Bereits seit Jahrtausenden werden Pflanzen als Rohstoffquelle für die stoffliche Nutzung verwendet. Wurden sie Anfang des 19. Jahrhunderts durch die zunehmende Nutzung fossiler Rohstoffe wie Kohle, Öl und Gas verdrängt, haben sie heute wieder an Bedeutung gewonnen. In Deutschland hat der Anbau von Industriepflanzen in den letzten Jahren stetig zugenommen. Zu den wichtigsten Industriepflanzen zählen Öl-, Stärke-, Zucker-, Faser-, Färbe-, Arznei- und Proteinpflanzen sowie Bäume und Sträucher. Daneben bergen Sonderkulturen, wie z.B. Paludikultur und Agroforstsysteme ein hohes Entwicklungspotenzial.
Durch die nachhaltige Produktion und Nutzung der Industriepflanzen werden regionale Wertschöpfungsketten sowie die Beschäftigung im ländlichen Raum gestärkt, sich unabhängiger von Importen gemacht, begrenzte fossile Ressourcen geschont, Kohlenstoff-Emissionen verringert sowie Klima und Umwelt entlastet. Industriepflanzen können vielfältig für biobasierte Produkte genutzt werden. Für den Alltag werden z.B. Kunststoffe, Wasch- und Reinigungsmittel, Farben, Medikamente, Papier oder Baumaterialien.

Industriehanf
Industriehanf, auch als Nutzhanf bekannt, ist eine einjährige Pflanze aus der Familie der Hanfgewächse und stammt ursprünglich aus Zentralasien. Als eine der ältesten und vielseitigsten Nutzpflanzen der Menschheit wurde sie früher in fast ganz Europa kultiviert um aus den robusten Fasern Textilien und Seile herzustellen. Seit dem 19. Jahrhundert weniger bedeutend, erlebt Nutzhanf gegenwärtig einen Aufschwung und erobert neue Anwendungsbereiche. So findet Industriehanf unter anderem als Arznei- und Nahrungsergänzungsmittel, in der Zellstoff- und Papierindustrie, bei Geotextilien oder auch als Baumaterial seinen Einsatz.
Paludikultur
Paludikultur – „Palus“ (lateinisch) steht für „Sumpf“ – ist die, land- oder forstwirtschaftliche Nutzung nasser und wiedervernässter Moorstandorte. Diese Art von Bewirtschaftung unterscheidet sich von einer rein ökologisch motivierten Wiedervernässung (Renaturierung) indem sie produktive und ökonomisch wertvolle Nutzungsalternativen bietet. Zusätzlich zu den positiven Auswirkungen auf Natur, Umwelt und Klima liefert die Kultivierung geeigneter Pflanzenarten wie Schilf, Rohrkolben, Rohrglanzgras, Torfmoos oder Schwarzerle Biomasse zur stofflichen (u.a. Produktion von Baustoffen und Arzneimitteln) und energetischen Verwertung.
Agroforst
Agroforstwirtschaft, oft als „Agroforst“ abgekürzt, bezeichnet Landnutzungssysteme, bei denen Gehölze (Bäume oder Sträucher) zusammen mit landwirtschaftlichen oder gärtnerischen Kulturen und/oder Nutztieren angebaut werden. Mit dieser multifunktionalen Praxis lassen sich zahlreiche ökologische und wirtschaftliche Vorteile erzielen. So bieten Agroforst-Felder neben Nahrungsmitteln auch Platz für Rohstoffe, die einer stofflichen und/oder energetischen Nutzung zugeführt werden können.

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Moore - für Klimaschutz und Rohstoffproduktion Sonderkultur

Unsere FAQs:

Hanf – ein Ãœberblick

Welche rechtlichen Rahmenbedingungen sind beim Hanfanbau zu beachten?
Beim Anbau von Nutzhanf sind einige Regelungen zu beachten. Für den Hanfanbau darf nur Z-Saatgut verwendet werden, der Nachbau ist verboten. Aktuell zugelassene Sorten sind im EU-Sortenkatalog aufgelistet.

Wichtige Termine:

1. Juli: Anbauanzeige bei der Bundesanstalt für Landwirtschaft (BLE).
1. Juli: Einreichung der Saatgutetiketten bei der zuständigen Landesbehörde (mit Basisprämie) oder der BLE (ohne Basisprämie). Wird Hanf als Zwischenfrucht nach dem 1. Juli ausgesät, verschiebt sich die Frist auf den 1. September.
Zu Blühbeginn: Mitteilung des Blühbeginns bei der BLE

WICHTIG: Mit der Ernte darf erst begonnen werden, wenn der Anbauer ein entsprechendes Freigabeschreiben von der BLE erhalten hat oder eine Kontrolle (Probenahme) tatsächlich durchgeführt wurde.
Alle wichtigen Informationen zu den rechtlichen Rahmenbedingungen sowie Merkblätter und Formulare gibt es auf der Seite der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE).

Welche Produkte können aus Hanf hergestellt werden?
Bei Hanf kann die komplette Pflanze, von den Blüten bis zu den Wurzeln genutzt werden. Die Körner können roh, geschält oder ungeschält gegessen werden. Außerdem kann aus ihnen ein hochwertiges Öl gewonnen werden, das als Speiseöl oder auch in Kosmetikprodukten Anwendung findet. Der zurückbleibende Presskuchen kann als Hanfmehl oder weiterverarbeitet als Hanfprotein vermarktet werden. Hanf besitzt ein besonders vorteilhaftes Aminosäurespektrum, er bietet damit eine hochwertige Eiweißquelle. Der Hanfstängel wird in Fasern und Schäben getrennt genutzt. Die Fasern werden in Textilien, Biokompositen oder als Dämmstoff eingesetzt. Die Schäben werden als Bestandteil von Hempcrete (Hanf-Beton) als Baustoff verwendet oder dienen als Tiereinstreu. Aus Blättern und Blüten kann Tee hergestellt werden, außerdem kann das sogenannten CBD (Cannabidiol)extrahiert werden, welches als Tropfen in unterschiedlichen Konzentrationen oder als Bestandteil von Kosmetik- und Pflegeprodukten eingesetzt wird.
Was bedeuten die Änderungen in der Novel-Food-Verordnung für die Vermarktung von Produkten aus Hanfblättern und -blüten?
Am 20 Januar 2019 wurden die Einträge im Novel Food Catalogue zu Cannabis sativa L. und Cannabidiol (CBD) geändert sowie ein neuer Eintrag zu Cannabinoiden erstellt.
Daraus folgend gilt:

  • nur aus Hanfsamen hergestellte Produkte gelten als Lebensmittel
  • Blätter und Blüten gelten nun als nicht ausdrücklich vom Anwendungsbereich der Verordnung über neuartige Lebensmittel (Verordnung (EU) 2015/2283) ausgenommen und wurden entsprechend aus der Kategorie Lebensmittel in eine „Grauzone“ verschoben
  • laut dem neuen Eintrag zu Cannabinoiden gelten alle Hanfextrakte ebenso als neuartige Lebensmittel

Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie hier.

Welche Vorteile bietet Hanf für die Umwelt?
Hanf hat positive Umwelteffekte. Für den Hanfanbau werden z.B. keine Pflanzenschutzmittel benötigt. Durch die schnelle Jugendentwicklung trägt er zur Erosionsminderung und einem verbesserten Wasserhaushalt bei. Durch seine tiefreichenden Wurzeln lockert er den Boden und wirkt damit positiv auf das Bodengefüge. Hanf hat damit eine positive Vorfruchtwirkung für andere Kulturpflanzen wie Weizen. Außerdem leistet er als Ergänzung zu konventionellen Fruchtfolgen einen Beitrag zur Artenvielfalt auf Agrarflächen und bietet ein attraktives Nahrungsangebot für Insekten.

Paludikulturen – ein Ãœberblick

Was ist Paludikultur?
Paludikultur (von „palus“: lat. Sumpf, Morast) bezeichnet land- oder forstwirtschaftliche Praktiken auf wiedervernässten Feuchtgebieten oder Moorböden unter Bewahrung des Torfkörpers. Durch Wiedervernässung können diese trockengelegten, gegebenenfalls degradierten landwirtschaftlich genutzten Flächen ohne Schutzstatus einer neuen Funktion zugeordnet werden. Im Gegensatz zur konventionellen Landwirtschaft in trockeneren Gebieten erfordert die Paludikultur eine Anpassung an die spezifischen Bedingungen von Feuchtgebieten. Diese bieten aus ökologischer Sicht wichtige Lebensräume, deren Integrität es zu bewahren bzw. wiederherzustellen gilt. Paludikultur kann unter Umständen durch spezielle Anbaumethoden, nachhaltige Bewirtschaftungspraktiken sowie der Einhaltung von Agrarumweltprogrammen eine Ertragsmaximierung erzielen, ohne dabei die Umwelt zu schädigen. Durch den Erhalt von Moorböden und die Kultivierung von moortypischen Pflanzen, können Landwirte so zur Erhaltung der Biodiversität beitragen und gleichzeitig oberirdische Biomasse im Sinne der Bioökonomie verwerten. In Schutzgebieten hingegen sind Restauration und die Befolgung von Naturschutzzielen den wirtschaftlichen Interessen jedoch stets vorzuziehen.
Welchen Beitrag leistet der Anbau und die Bewirtschaftung von Paludikulturen zum Klimaschutz?
Trockengelegte Moore machen etwa ein Drittel der landwirtschaftlichen Treibhausgas-Emissionen aus. Entwässerung der Moorflächen lässt effektive Kohlenstoffspeicher zu immensen Kohlendioxidquellen werden, da die durch den Wasserstau zum Erliegen gekommenen, mikrobiologischen Prozesse durch Trockenlegung sofort wieder in Gang gesetzt werden. Durch die Wiedervernässung wird die Freisetzung von Treibhausgasen (20 – 90 t CO2 -Äquivalente/ha*a) gestoppt, auf diesen Flächen können jedoch aufgrund des Wasserstands keine traditionellen landwirtschaftlichen Kulturen angebaut werden. Während die jährlichen THG-Emissionen bei der Nutzung von entwässerten Moorböden als Ackerland bei ca. 37 t CO2-Äquivalenten liegen, betragen sie beim Anbau von Paludikultur auf wiedervernässten Standorten nur 5-8 t CO2-Äquivqlente. Werden die Flächen mit dem Ziel der erneuten Torfbildung wiedervernässt, binden die wiedervernässten Flächen weiteren Kohlenstoff (ca. 10 t/ha).
Quelle: greifswaldmoor.de/files/images/pdfs/201908_Broschuere_Klimaschutz%20auf%20Moorböden_2019.pdf

Welchen Vorteil hat der Landwirt beim Anbau von Paludikulturen?
In der Regel können intensiv entwässerte Moorböden, die landwirtschaftlich genutzt werden, nach ca. 30 bis 40 Jahren Probleme wie Nährstoffauswaschung, sinkende Erträge, abnehmende Wasseraufnahmefähigkeit bekommen, u.a. durch Verfestigung des verbleibenden Torfkörpers. Fachleute sprechen hier von „vermulmen“, was zur Folge hat, dass diese Flächen auch an wirtschaftlichem Potenzial verlieren. Dies kann durch die Wiedervernässung und den darauffolgenden Anbau von Paludikulturen verhindert werden. Die Wiedervernässung trägt wie oben beschrieben aktiv zum Klimaschutz auf landwirtschaftlich genutzter Fläche bei.

Förderungen

Moorbodenschonende Bewirtschaftung - Moorbauernprogramm
Seit 2023 fördert Bayern die nachhaltige Bewirtschaftung von Moorland durch das Moorbauernprogramm, das Landwirten finanzielle Anreize bietet. Für die Umwandlung von Ackerland in dauerhaftes Grünland wurden bisher 3.300 € pro Hektar über fünf Jahre gewährt, was jedoch nur begrenzt genutzt wurde. Seit Januar 2024 wurde das Programm erweitert und bietet nun zusätzliche Fördermittel für Paludikulturen, die Moore intakt halten und wirtschaftlich nutzbar sind. Bayern setzt dabei die höchsten Fördersätze für klimaschonende Moornutzung im Vergleich zu anderen Bundesländern an. Bis 2040 plant Bayern die Wiedervernässung von 42% der landwirtschaftlich genutzten Moorböden.
GAP-Förderung - Hanfanbau
Die Gemeinsame Ararpolitik der Europäischen Union (GAP) unterstützt die wirtschaftliche Stabilität, Wettbewerbsfähigkeit und nachhaltige Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Betriebe sowie die Stärkung ländlicher Räume. Hanfanbauer können im Rahmen der GAP flächenbezogene Direktzahlungen beantragen, müssen jedoch sicherstellen, dass die angebauten Sorten weniger als 0,3 % THC enthalten und zertifiziertes Saatgut aus dem EU-Sortenkatalog verwenden. Zusätzlich können Hanfanbauer in einigen EU-Ländern, wie Frankreich, Polen und Rumänien, fakultative gekoppelte Stützungen erhalten. Darüber hinaus gibt es im Rahmen der zweiten Säule der GAP Fördermaßnahmen für Investitionen, Wissensaufbau, Unternehmensgründungen, Innovation, Versorgungskettenorganisation, ökologischen Landbau sowie Umwelt- und Klimaschutz.
Europäische Innovationspartnerschaft (EIP Agri)
Die Europäische Innovationspartnerschaft (EIP-Agri) fördert Innovationen in der Land- und Forstwirtschaft in Bayern, um Produktivität und Nachhaltigkeit zu steigern. Voraussetzung für die Förderung ist die Gründung von Operationellen Gruppen (OG), bestehend aus Akteuren der Landwirtschaft, Forschung, Beratung und Unternehmen des Agrarsektors. Gefördert werden der Aufbau und Betrieb dieser Gruppen sowie die Erstellung und Umsetzung von Projektkonzepten für innovative Vorhaben.

Unser Beratungsangebot

Wir bieten Informationen und Beratung zu dem weiten Themenfeld der Industriepflanzen für die stoffliche Nutzung, insbesondere zu den Themen Industriehanf, Paludikultur sowie zu Agroforst.Wir beraten und informieren Sie gerne persönlich!

Dr. Daniel Berki-Kiss
Industriehanf, Paludikultur
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Jutta Einfeldt
Paludikultur
Julia Lehmann
Industriepflanzen
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