Holzhackschnitzel können sich je nach Ausgangsmaterial und Aufbereitung erheblich in ihren physikalischen und stofflichen Eigenschaften unterscheiden. Wesentliche Qualitätsparameter sind
- Partikelgröße und Feinanteile
- Wassergehalt
- Heizwert
- Aschegehalt
- Störstoffe
Technik und Qualität müssen aufeinander abgestimmt sein!
Jede Feuerungstechnik und Hackgutzuführung ist auf eine gewisse Bandbreite von Hackgutqualitäten ausgelegt. Die Hersteller der Anlagen und Planer definieren deshalb einen Referenzbrennstoff. Weicht die Qualität der Hackgutlieferung zu sehr vom Referenzbrennstoff ab, so ist ein störungsfreier, emissionsarmer sowie effizienter Anlagenbetrieb gefährdet.
Vor allem Kleinfeuerungsanlagen unter 100 kW Nennwärmeleistung sind auf qualitativ hochwertige Hackschnitzel angewiesen, die sich durch Homogenität, geringe Verschmutzung und einen niedrigen Wassergehalt auszeichnen.
Internationale Normierung und Spezifikation
Seit 2014 steht mit der DIN EN ISO 17225-1: Allgemeine Anforderungen eine internationale Norm zur Verfügung, die es erlaubt, jegliche Festbrennstoffe aus der Land- und Forstwirtschaft und dem Gartenbau anhand der Herkunft sowie chemischer und physikalischer Parameter zu charakterisieren und definieren. Eine große Erleichterung für den Brennstoffhandel!
Für Hackschnitzel wurde die Spezifikation DIN EN ISO 17225 Teil 4: Klassifizierung von Holzhackschnitzeln erarbeitet. Sie enthält vier Qualitätsklassen (A1, A2, B1, B2), die Brennstoffanforderungen von Hackschnitzelfeuerungen in Wohngebäuden und in kleinen gewerblich genutzten und öffentlichen Gebäuden mit Nennwärmeleistungen unter 500 kW widerspiegeln.
Die Klasse A1 mit Aschegehalten < 1 Massen% und einem Wassergehalt < 25 % rückt nahe an die Anforderungen an ein Holzpellet heran und ist daher nur bei sehr kleinen Hackschnitzelheizungen im häuslichen Bereich sinnvoll anzuwenden. Da bei A-Qualitäten nur ein eingeschränktes Spektrum an naturbelassen Holzsortimenten zugelassen ist, die hinsichtlich Schwermetallanreicherung und emissionsbildenden Inhaltsstoffen unkritisch sind, verzichtet die Spezifikation hier auf die Festlegung von Höchstgehalten. Betreiber von kommunalen Hackgutanlagen greifen gerne bei der Ausschreibung von Hackgutlieferungen häufig auf die Klassen A2 und B1/B2 zurück.
Die Hackschnitzel der vier Qualitätsklassen müssen sich hinsichtlich ihrer Stückigkeit in drei Größenklassen wiederfinden können. Die größte Klasse ist P45S und bedeutet beispielsweise, dass 60 % der Hackschnitzelplättchen einer Charge zwischen 3,15 und 45 mm lang sind. Alle Partikel < 3,15 mm werden als Feinanteil definiert.
Die Anwendung der Norm Teil 4 ist weder für den Betreiber noch für den Hackgutlieferanten ein Muss! Allein die max. Größenklasse P45S zeigt an, dass die Spezifikation für viele Holzfeuerungsanlagen zu streng oder ungeeignet ist.
Für größere und robustere Anlagen, die ein breiteres Brennstoffsortiment, insbesondere auch hinsichtlich der Stückigkeit effektiv nutzen können, sind individuelle Liefervereinbarungen gemäß Teil 1 der DIN EN ISO 17225 angezeigt.
Zertifizierungssystem ENplus
Hersteller und Lieferanten von Holzpellets können sich bereits seit vielen Jahren zertifizieren lassen. Ein Zertifizierungsprogramm für Hackschnitzel ist jedoch erst im Oktober 2016 etabliert worden. Unter dem Siegel ENplus-Hackschnitzel können in Anlehnung an die DIN EN ISO 17225 Teil 4 zertifizierte Qualitätsklassen mit den Bezeichnungen ENplus A1, ENplus A2 und ENplus B am Markt angeboten und nachgefragt werden.
Auswirkungen der Zertifizierung auf den Hackschnitzelmarkt
Das Durchlaufen eines Zertifizierungsverfahrens ist relativ aufwändig und verteuert den Brennstoff. Es liegt auf der Hand, dass bisher hauptsächlich große Brennstoffhändler zertifizierte Hackschnitzel anbieten. Gerade der Hackschnitzelmarkt lebt aber von Regionalität und wird von vielen Unternehmern aus der Primärproduktion bedient. Werden Brennstofflieferungen zukünftig vermehrt auf Grundlage zertifizierter Hackschnitzeln ausgeschrieben, so scheiden einige Waldbauernvereinigung als direkte Lieferanten möglicherweise aus.
Bei größeren, professionell betriebene Holzheizwerken ist i.d.R. Knowhow bezüglich einer Qualitätskontrolle der gelieferten Brennstoffe vorhanden. Bereits mit einfachen Maßnahmen bei der Bereitstellung lässt sich die Qualität von Hackschnitzel steigern. Daher kann eine interne Qualitätssicherung unter Berücksichtigung der vertretbaren Schwankungsbreiten eines Naturbrennstoffs auch ohne Zertifizierung des Brennstoffs zum gewünschten Ziel führen: ein störungsfreier, wartungs- und emissionsarmer Anlagenbetrieb.
Weiterführende Informationen
Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (Hrsg.): Handbuch zum Qualitätsmanagement von Holzhackschnitzeln; Gülzow 2017
TFZ-Bericht 40 – Optimale Bereitstellungsverfahren für Holzhackschnitzel (PDF, 13,8 MB)