Die Herstellung von Pflanzenkohle mittels Pyrolyse ist eine Technologie, die schon lange bekannt ist, aber dennoch nicht zu den geläufigen Verfahren gezählt werden kann. Auf dem Markt gibt es eine Vielzahl von Anlagenherstellern, welche in verschiedenen Leistungsklassen und mit verschiedenen Prozesstechniken arbeiten. Das zum ersten Mal durchgeführte Statusseminar Pyrolyseanlagen bot am 12.10.2023 im Kloster Ensdorf in der Oberpfalz den 120 Teilnehmern die Möglichkeit, Einblicke in verschiedene Anlagentechniken zu erhalten und eine Pyrolyseanlage zu besichtigen.
Nach der Begrüßung von Matthias Wanderwitz von C.A.R.M.E.N. e.V. führte Leopold Steinbeis, Geschäftsführer des German Biochar e.V., in das Thema ein. Er hob besonders hervor, welchen Beitrag Pflanzenkohle als eine schon derzeit verfügbare Technologie zur Erzeugung von negativen Emissionen für die Erreichung der Klimaziele bis 2045 leisten könne.
Nach der Beantwortung von einigen Fragen aus dem Teilnehmerkreis folgte der Vortrag von Dr. Christian Borowski von der Firma Carbo-Force. Er erläuterte ihre Anlagentechnik und zeigte anschaulich auf, wie Siebüberläufe aus der Kompostierung aufbereitet und zu Pflanzenkohle pyrolysiert werden können. Anschließend wurden die Anlagen der Firma Pyreg vorgestellt, einem der längsten am Markt befindlichen Hersteller. Marcel Rensmann erklärte, dass mittlerweile Anlagen im Leistungsbereich von 500 kW bis 6.000 kW Feuerungswärmeleistung angeboten werden und somit bis zu 3.600 t Pflanzenkohle pro Jahr mit einer Anlage produziert werden können.
Nach der Mittagspause ging es mit dem Vortrag von Nabil Linke der Firma Carbon Technik Schuster weiter, welcher neben dem modularen Anlagenkonzept einige Referenzprojekte vorstellte. Besonders hob er hervor, dass mittlerweile eine Serienfertigung ihrer Anlagen begonnen hat.
Gefolgt wurde dieser Vortrag von Markus Seidel der SPSC GmbH. Er erläuterte, auf welchen Kontinenten sich schon Projekte des Unternehmens befinden und gab eine Prognose über die Mengen an Pflanzenkohle ab, welche durch ihre Projekte im nächsten Jahr erzeugt werden. Die dritte Präsentation des Nachmittags widmete sich der Stromproduktion an einer Pyrolyseanlage. Sebastian Kießling von der Firma Pyro-Power stellte Mikrogasturbinen vor, die unter Verwendung eines Hochtemperaturwärmetauschers bis zu 250 kW elektrische Leistung aus der Abwärme einer Pyrolyseanlage produzieren können. Im letzten Beitrag des Tages präsentierte Anestis Becker die Tätigkeiten der Firma Carbonauten, welche mit Ihren Minus-CO2 Fabriken Pflanzenkohle erzeugen, um daraus Halbfertigprodukte für die Industrie herzustellen. Er zeigte dabei einige Beispiele und Produktmuster, in denen ihre Pflanzenkohle eingesetzt werden kann.
Zum Abschluss der Veranstaltung wurde im Nachborort Rieden eine in Betrieb befindliche Pyrolyseanlage besichtigt. Der Betreiber der Anlage, Michael Wiederer, führte durch sein Betriebsgelände und erklärte dabei den Weg der verwendeten Holzhackschnitzel bis zur fertigen Pflanzenkohle. Des Weiteren konnte eine größere im Aufbau befindliche Pyrolyseanlage begutachtet werden, die zukünftig bis zu 1.600 t Pflanzenkohle pro Jahr produzieren soll und die entstehende Abwärme in das geplante Wärmenetz der Ortschaft Rieden einspeisen wird.
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