Ende Juni fand das vierte Treffen des Regionetzwerks Energieeffizienz Niederbayern (RENi) statt. Coronabedingt tauschten sich die Teilnehmenden von vier niederbayerischen Unternehmen zwar nach wie vor online aus, Auswirkungen des Virus kamen aber kaum mehr zu Sprache. Stattdessen lag der Fokus bei den Unternehmen auf den seit dem letzten Netzwerktreffen Ende März umgesetzten Projekten zur Steigerung der Energieeffizienz.
Nachdem Netzwerkmoderator Stefan Heins vom C.A.R.M.E.N. e.V. die Teilnehmenden begrüßt hatte, stellten diese ihre Neuigkeiten vor. Dabei kamen unter anderem die Inbetriebnahme eines Blockheizkraftwerks zur Eigenstromversorgung, die Umrüstung auf LED-Beleuchtung, Blasdruckreduzierung zur Reduktion des Druckluftniveaus sowie die Einführung einer automatischen Maximum-Abschaltung für Maschinen bei Überschreitung eines bestimmten Verbrauchswerts zur Sprache.
Den ersten Fachvortrag des Treffens hielt Frau Dr. Kirsten Kubin von der Ökotec Energiemanagement GmbH zum Thema „Energiekennzahlen zum Nachweis der Verbesserung der energiebezogenen Leistung“. Zunächst betonte die Referentin, dass dieses Thema nicht nur aufgrund der Norm ISO 50001:2018, sondern ebenfalls im Bereich Klimaschutz sehr relevant ist.
Die Kennzahlen sind laut Dr. Kubin essenziell, um Maßnahmen und die Zielerreichung zu belegen, darzustellen und zu überprüfen. Zudem werde durch die Kennzahlen die übliche Datenflut reduziert. Laut der Referentin sei es nicht wichtig, besonders viel zu messen, sondern, das zu messen, was konkret benötigt wird. Die Energiekennzahlen könnten beispielsweise im Monitoring und Benchmarking genutzt werden.
Die Einsparung der energiebezogenen Leistung lässt sich mit verschiedenen Ansätzen nachweisen: Bei dem Top-Down-Monitoring wird laut Dr. Kubin mit einer übergeordneten, langfristigen Energieleistungskennzahl ein Ziel gesetzt und über den Bottom-up-Ansatz werden Kennzahlen auf der Ebene einzelner Prozesse betrachtet. Da auf Ebene des Bottom-up viele Einflussfaktoren wirken, die nicht bereinigt werden, passen die Ansätze nicht immer zusammen. Wichtig sei es, die Systemgrenzen richtig zu definieren. Um die Lücke zwischen Bottom-up und Top-down zu schließen, entscheidet sich die Ökotec Energiemanagement GmbH für eine Middle-up-Methodik: eine Mischung aus beidem.
Die Referentin stellte zudem Berechnungsbeispiele vor, wie verschiedene Einflussgrößen und der damit generierte Nutzen als Kennzahl gebildet werden können. Im Anschluss beantwortete Dr. Kubin die Fragen des interessierten Publikums.
Nach einer kurzen Pause begann Josef Huber vom C.A.R.M.E.N. e.V. seinen Vortrag „Speicher in Industrie und Gewerbe“. Der Referent startete damit, dass die Verwendung von Erneuerbaren Energien im Stromsektor sehr dynamisch sei. So gäbe es zum Beispiel einen über die Jahre hinweg wachsenden Anteil von Erneuerbaren Energien am Bruttostrombedarf.
Nachdem Huber die Vor- und Nachteile bestimmter Speicher dargestellt hatte, ging es um die Frage, wie man einen Speicher anpassen kann, damit dieser wirtschaftlich betrieben wird. Unterscheiden müsse man dabei die Begriffe Autarkie und Eigenverbrauchsquote. Ersterer bezeichne den selbstverbrauchten Strom bezogen auf den gesamten Stromverbrauch und letzterer den Anteil des selbstverbrauchten Stroms bezogen auf die gesamte Stromerzeugung.
Mittels einer Grafik stellte Huber dar, dass der Einsatz eines Batteriespeichers je nach Gewerbeart unterschiedlich sinnvoll sein kann: Bei einem Gewerbe, in welchem von Montag bis Freitag zwischen 08:00 und 18:00 Uhr gearbeitet wird, lassen sich die Lastspitzen beispielsweise gut mit dem Ertrag einer Photovoltaik-Anlage abdecken – im Sommer wie im Winter. Bei einem durchlaufenden Gewerbe mit Mehrschichtbetrieb gäbe es weniger Lastspitzen, dafür eine hohe Grundlast und die Anschaffung eines Batteriespeichers sollte überdacht werden. Besonders im Gewerbe kommt es laut Huber es bei der Auslegung des Speichers nicht nur auf die Kapazität, sondern auf die Leistung an.
Vor der Anschaffung eines Batteriespeichers sollte also genau durchgerechnet werden, ob sich eine Anschaffung lohnt. Neben persönlichem technischem Interesse kann aber auch die Notwendigkeit einer Notstromversorgung für die Anschaffung eines solchen Speichers sprechen.
Am Ende des vierten RENi-Netzwerktreffens stimmten die Teilnehmenden über das Thema des nächsten Fachvortrags ab, die Entscheidung fiel auf die „Druckluftüberwachung“. Weiter wurden die Teilnehmenden gebeten, sich Gedanken zu machen, ob sie an einer Verlängerung des Netzwerkes interessiert sind. Ansonsten endet die Laufzeit des Regionetzwerks Energieeffizienz Niederbayern mit dem fünften Treffen im Oktober.
Mitglieder des RENi sind die niederbayerischen Unternehmen ADM Spyck GmbH, Brandt Schokoladen GmbH + Co. KG, Kautex Textron GmbH & Co. KG, Tanne Kunststofftechnik GmbH sowie Wallstabe & Schneider GmbH & Co. KG.
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