Vor Jahrtausenden wurde Pflanzenkohle im Amazonasgebiet eingesetzt, um die Böden dort aufzuwerten und fruchtbarer zu machen, das Potenzial soll nun wissenschaftlich untermauert und durch mehrjährige Feldversuche untersucht werden. Das Projekt TerraBayt, welches unter Leitung von Prof. Dr. Kurt-Jürgen Hülsbergen vom Lehrstuhl für Ökologischen Landbau und Pflanzenbausysteme an der Technischen Universität München initiiert wurde, wird durch das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten finanziert. Möglich wurde dieses Projekt unter anderem durch das Engagement und den finanziellen Einsatz der Ernst-Pelz-Stiftung, die neben C.A.R.M.E.N. und dem Kuratorium Bayerischer Maschinen – und Betriebshilfsringe e.V. zu den Projektpartnern gehört.
Im Rahmen des Projektes wurden am 19.01.2023 auf der Fachtagung Pflanzenkohle in Straubing die ersten Ergebnisse präsentiert. Die Veranstaltung stieß auf sehr großes Interesse, was sich schon darin äußerte, dass die maximale Teilnehmerzahl bereits kurz nach der Veröffentlichung der Anmeldung erreicht war.
Das Programm der Tagung befasste sich vormittags unter anderem mit den Grundlagen der Pflanzenkohleproduktion, die Dr. Gerhard Soja von der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) in seinem Vortrag ausführlich präsentierte. Der Vortrag erläuterte neben den verschiedenen am Markt verfügbaren Pyrolyseverfahren die möglichen Einsatzgebiete von Pflanzenkohle in der Landwirtschaft, Tierhaltung und für industrielle Anwendungen im Umweltschutz als Filtermedium und zur Baustoffproduktion. Ein zentraler Aspekt war das Potential der Pflanzenkohle in Bezug die für den Klimaschutz wichtige CO2-Kompensation und die langfristige Kohlenstoffbindung. Aus 3 Tonnen Holz können über die Pyrolyse ca. 0,8 Tonnen C langfristig gespeichert werden.. Der Zweite Vortrag des Tages von Dr. Karl Severin beschäftigte sich mit den aktuellen Herausforderungen , welchen die Nutzung der Pflanzenkohle in der Landwirtschaft derzeit noch gegenübersteht. Nach dem heutigen Düngemittelrecht dürfen in Deutschland nur Pflanzenkohlen eingesetzt werden, die aus dem Rohstoff Holz produziert wurden. Die Europäische Gesetzgebung hat bereits den Katalog der möglichen Einsatzstoffe erweitert. Es bleibt abzuwarten, wie schnell die bundesdeutsche Gesetzgebung hier nachzieht, denn neben Holz sind zahlreiche andere Biomassen zur Herstellung von hochwertigen Pflanzenkohlen geeignet.
Genau diese potenziellen biogenen Rest- und Abfallstoffe in Deutschland wurde von Dr. Burkhard Wilske vom Deutschen Biomasseforschungszentrum (DBFZ) dargestellt. Zunächst wurde klargestellt, dass zwischen einem theoretischen und dem tatsächlich mobilisierbaren Potenzial der verschiedenen Stoffströme erhebliche Unterschiede bestehen. Wichtig ist, dass die Datengrundlage über geeignete Biomassen aus den verschiedenen Sektoren der Holz- und Forstwirtschaft, der Landwirtschaft (z.B. Wein- und Obstbau) und der Lebensmittel verarbeitenden Industrie (z.B. Kerne, Schalen) verbessert wird. Hierzu bietet das DBFZ eine Plattform unter http://webapp.dbfz.de an. Abgeschlossen wurde der Vormittag durch Kurzvorträge von fünf Anlagenherstellern, die in fünfminütigen Präsentationen ihr Unternehmen und ihre Anlagentechnik vorstellten.
Die Mittagspause wurde von den über 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus Landwirtschaft, Wirtschaft, Wissenschaft und der gesamten Pflanzenkohlebranche , rege genutzt, um sich auszutauschen und Kontakte zu knüpfen.Die Vorträge des Nachmittagsblocks wurden unter der Moderation von Herrn Jochen Pelz, Vertreter der Ernst-Pelz-Stiftung, mit dem Beitrag von Prof. Hülsbergen eröffnet. Er stellte die Ziele und Forschungsschwerpunkte des Projektes TerraBayt dar und betonte, dass es zwar zahlreiche Publikationen zum Thema Pflanzenkohle gäbe, aber Langzeitversuche auf Praxisbetrieben und dementsprechende Freilandversuche hierzulande nahezu komplett fehlten. Ziel sei, den möglichen Beitrag der Pflanzenkohle zum Klima- und Umweltschutz in Dauerfeldexperimenten auf verschiedenen Standorten in Bayern zu analysieren. . Neben dem Potenzial durch den Einsatz von Pflanzenkohle die Landwirtschaft über die Steigerung der Bodenfruchtbarkeit und Wasserkapazität klimaresilienter zu machen, soll im Rahmen von TerraBayt herausgefunden werden, inwieweit NH3- und N2O-Emissionen sowie Nitratauswaschungen vermindert werden können. Im darauffolgenden Vortrag von EmanuelJaufmann, wurden erste Ergebnisse aus den Dauerfeldversuchen unter Einsatz von Pflanzenkohle, die von den Kooperationspartnern NovoCarbo GmbH und SynCraft Engineering GmbH bereitgestellt werden, präsentiert. Herr M.Sc. Jaufmann, der seine Promotion im Rahmen des Projektes TerraBayt absolvieren möchte, erläuterte die von ihm betreuten Feldversuche auf zwei verschiedenen Standorten, von denen einer konventionell, der andere nach den Grundsätzen des ökologischen Landbaus bewirtschaftet wird., Im Zentrum der Versuche steht die Frage, wie sich der Einsatz von Pflanzenkohle auf die Stickstoffdynamik und damit das Pflanzenwachstum und den Ertrag kurz- mittel- und langfristig auswirkt. Die Vortragsreihe wurde durch Herrn. M.Sc. Thomas Sixt, ebenfalls Doktorand am Lehrstuhl von Prof. Hülsbergen, abgeschlossen, Herr Sixt stellte die von ihm angelegten Versuche vor, von denen einer auf einem Gemischtbetrieb (Ackerbau, Grünland, Bullenmast und Biogasanlage) in der Nähe von Burghausen, der andere in Baierlach mit Grünland und Milchviehhaltung liegt. Erforscht werden soll auch hier neben den Auswirkungen auf die Ertragsentwicklung die Stickstoffdynamik im Boden und hier insbesondere, wie sich der Einsatz der Pflanzenkohle auf mögliche Nitratauswaschungen (Burghausen) und Ammoniakemissionen (Baierlach) auswirkt.
Nach einer kurzen Kaffeepause, die die Teilnehmer*Innen wieder für Diskussionen und Erfahrungsaustausch nutzten, wurde unter der Moderation von Herrn Florens Dittrich, aus dem Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, eine Podiumsdiskussion durchgeführt. Neben den Referenten des Tages konnte Herr Ralf Huber, Bezirkspräsident Oberbayern des Bayerischen Bauernverbandes als Teilnehmer gewonnen werden. In der angeregten Diskussion konnten zwischendurch auch immer wieder Fragen aus dem Publikum beantwortet werden. In der Schlussrunde betonten die Diskutanten, dass unter Berücksichtigung der Verfügbarkeit geeigneter Rohstoffe und des zukünftigen Düngerechts der Einsatz von Pflanzenkohle in der Landwirtschaft einen nennenswerten Beitrag zum Klimaschutz und zu einer besseren Klimaresilienz unserer Böden leisten kann. .