Halbjährlich werden die Unternehmen der Branche der Nachwachsenden Rohstoffe von C.A.R.M.E.N. e.V. nach ihrer wirtschaftlichen Lage befragt. Nun liegen die Ergebnisse für Frühjahr 2024 vor.
Straubing, 13.06.2024 * Die C.A.R.M.E.N.-Konjunkturumfrage wird nun bereits seit 2010 durchgeführt und die erhobenen Daten evaluiert und veröffentlicht. Unternehmen aus den Teilbranchen feste Biomasse, Biogas, biogene Treibstoffe und stoffliche Nutzung werden dabei berücksichtigt. Die Firmen sollen ihre derzeitige Lage und zukünftige Entwicklung einschätzen. Entgegen den Prognosen der Herbstumfrage setzt sich der Abwärtstrend weiter fort.
Beurteilung der aktuellen Lage
Es zeigt sich gegenüber der Umfrage vom vergangenen Herbst eine Fortsetzung des schon länger anhaltenden beispiellosen Abwärtstrends. Erstmals seit Herbst 2016 verzeichneten mehr Unternehmen fallende (42 %) als steigende Umsätze (37 %). Schon zum zweiten Mal in Folge hat mehr als jede fünfte Firma Umsatzeinbußen von über 10 % hinnehmen müssen. Zudem hat sich die Lage der Betriebe aus der Branche sehr unterschiedlich entwickelt, denn auf der anderen Seite konnte immer noch jeder siebte Umsatzsteigerungen von mehr als 10 % und jeder vierte Zuwächse von über 5 % im Vergleich zum Vorjahr erzielen. Die verschlechterte Umsatzlage schlägt sich jedoch immer stärker auch auf die Investitionen der Betriebe durch. Der Anteil der Firmen, die mehr als im Vorjahr investiert haben, hat sich im Vergleich zur Herbstumfrage von 31 % auf 16 % nahezu halbiert und liegt damit so niedrig wie seit Anfang 2015 nicht mehr. Dazu passend hat fast jedes zweite Unternehmen die Investitionstätigkeit zurückgefahren oder ganz eingestellt. Auch im Personalbereich scheint es den Firmen immer schwerer zu fallen, die Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage zu ignorieren. Während in den vergangenen Jahren immer deutlich mehr Unternehmen Personal auf- als abgebaut haben, sind die Anteile nun fast identisch (21 % vs. 22 %) und es wird lediglich versucht, die Personaldecke zu halten.
Beurteilung der Trends
Wenn die Fortsetzung des Stimmungseinbruchs in 2024 einen positiven Aspekt hat, dann den, dass die Unternehmen leicht weniger pessimistisch in die Zukunft als auf ihre aktuelle Geschäftslage blicken. Zwar haben sich auch bei der Frage nach der für die Zukunft erwarteten Umsatzentwicklung die Werte gegenüber der Herbstumfrage verschlechtert, aber immer noch jede zweite Firma erwartet steigende Umsätze in den kommenden 12 Monaten, wenn auch vornehmlich auf niedrigem Niveau. Der Anteil der Betriebe, die fallende Umsätze prognostizieren, ist leicht angestiegen und liegt nun bei etwas über einem Drittel. Nachdem in den vergangenen Jahren die Firmen auch bei Umsatzrückgängen und skeptischem Blick in die Zukunft beabsichtigten, kräftig zu investieren, zeigt sich nun erstmals eine deutliche Zurückhaltung. Der Anteil der Betriebe, die keinerlei Investitionen im kommenden Jahr planen, hat sich von 13 % auf 26 % verdoppelt und liegt damit so hoch wie seit 2015 nicht mehr. Trotzdem will jedes fünfte Unternehmen die Investitionen steigern und mehr als die Hälfte der Firmen will das Niveau zumindest beibehalten, um für die Zukunft gerüstet zu sein. Auch im Personalbereich hat sich das Bild deutlich eingetrübt. Zwar wollen vier von fünf Firmen mehr Mitarbeitende einstellen oder zumindest den Bestand beibehalten, aber der Anteil der Unternehmen, die ihren Personalbestand reduzieren wollen, ist mit 18 % so hoch wie noch nie seit Beginn der Umfrage im Jahr 2010. Angesichts des allgemeinen Fachkräftemangels besteht aber zumindest berechtigte Aussicht für die betroffenen Beschäftigten, rasch eine neue Stelle zu finden. Seit Beginn der Umfrage wurden die politischen Rahmenbedingungen von den befragten Firmen immer deutlich schlechter bewertet als die eigene wirtschaftlich Lage. Aber auch hier haben sich die Ergebnisse nochmals verschlechtert. Mittlerweile bezeichnet nur noch jedes zwanzigste Unternehmen die Bedingungen als gut. Dass nahezu drei Viertel der Betriebe die von der Politik gesetzten Rahmenbedingungen im Bereich der Nachwachsenden Rohstoffe als schlecht bewerten, stellt den höchsten Wert seit Umfragebeginn überhaupt dar.
Bewertung der politischen Rahmenbedingungen
Die Einschätzung der politischen Rahmenbedingungen befindet sich weiterhin im freien Fall und hat mit 33 Indexpunkten den niedrigsten Wert aller bisherigen Umfragen erreicht. Die Gründe dafür dürften sich gegenüber den vergangenen Umfragen nicht geändert haben. In vielen Bereichen bestehen seit Jahren erhebliche Unsicherheiten hinsichtlich der zukünftigen Richtungssetzung durch die Bundes- und EU-Politik. Wenn dann nach langen Findungsprozessen Gesetze oder Regelwerke verabschiedet werden, beinhalten diese häufig erhebliche Einschränkungen und Auflagen bezüglich der stofflichen und energetischen Nutzung Nachwachsender Rohstoffe, die eher als Problem denn als Teil der Lösung gesehen werden. Eines der jüngsten Beispiele ist der Plan des Bundesfinanzministeriums, im Stromsteuerrecht Biomasse pauschal nicht mehr als erneuerbaren Energieträger einzustufen und sie damit den fossilen Energieträgern gleichzusetzen.
Gesamtbewertung
Der seit Herbst 2022 bei der Beurteilung der aktuellen Lage zu beobachtende steile Abwärtstrend setzt sich fort. Der Indexwert kratzt an der 50-Punkte-Marke, die insgesamt nur vier Mal (während der Krisenjahre 2014 und 2015) unterschritten wurde. Einen Rückgang von 10 Basispunkten innerhalb von drei Umfragen hat es in der Vergangenheit noch niemals gegeben. Während es bei der letzten Umfrage im Herbst 2023 einen Anstieg des Indexwertes zur zukünftigen Entwicklung gab, der auf eine Trendumkehr hoffen ließ, ist der Wert nun ebenfalls wieder deutlich gefallen, liegt mit knapp 52 Punkten aber zumindest noch etwas über dem Level der aktuellen Lage. Insgesamt scheint das Bild für die Zukunft aber eher düster.
Alle bisherigen Auswertungen der C.A.R.M.E.N.-Konjunkturumfrage Nachwachsende Rohstoffe sind zu finden unter https://www.carmen-ev.de/konjunkturumfrage-nachwachsende-rohstoffe/
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