Am 25. und 26. November sowie am 2. Dezember informierten sich insgesamt rund 130 Teilnehmende in zwei C.A.R.M.E.N.-WebKonferenzen über aktuelle Entwicklungen und Vermarktungsstrategien für Strom aus Erneuerbaren Energien. Mit zunehmender Anzahl von Erneuerbaren-Energien-Anlagen, die ab 2021 aus der EEG-Vergütung fallen, gewinnt dieses Thema aktuell an Bedeutung und beschäftigt u. a. Anlagenbetreibende, Planungsbüros und Energieversorger.
Unter dem Titel „Dezentrale Energieversorgung – den eigenen Strom nutzen oder dezentral vermarkten“ lag der Fokus der zweitägigen Veranstaltung am 25. und 26. November auf den Potenzialen und Herausforderungen einer dezentralen Energieversorgung.
Den Einstieg in die Veranstaltungstage machten der Rechtsanwalt Dr. Hartwig von Bredow (von Bredow Valentin Herz Rechtsanwälte) sowie die Rechtsanwältin Dr. Christina Bönning-Huber (Dr. Bönning Rechtsanwaltsgesellschaft mbH). Sie erläuterten in ihren Vorträgen die rechtlichen Rahmenbedingungen der Energieversorgung. Dabei vertieften sie u. a. die anfallenden Abgaben, Umlagen sowie Meldepflichten für Anlagenbetreibende und die verschiedenen regionalen Stromvermarktungsoptionen.
Neben der dezentralen Stromvermarktung kann auch die Eigenversorgung eine Möglichkeit darstellen, den Strom wirtschaftlich zu nutzen. Dieses Thema griff Daniel Birkeneder (FENECON GmbH) in seinem Vortrag über die Einsatzmöglichkeiten von Batteriespeichern auf. Hierfür sei der Einsatz eines Energiemanagementsystems sowie eine detaillierte Wirtschaftlichkeitsbetrachtung entscheidend.
Verschiedene Praxisbespiele komplettierten das Programm. Dazu berichteten unter anderem Marco Lambart (Alois Müller GmbH), Karl-Heinz Viets (Stadtwerke Augsburg), Dr. Hans Henning Thies (GP Joule Connect GmbH) und Cornelius Mutschler (SOLARIMO GmbH) von ihren Erfahrungen und kreativen Lösungsansätzen vor Ort. Dabei kamen neben Möglichkeiten der Sektorenkopplung auch Mieterstrommodelle zur Sprache. Abschließender Redner war Florian Weh (renergie Allgäu e.V.), der die eigens entwickelte regionale Stromhandelsplattform „cells energy“ vorstellte.
„Trotz der positiven Beispiele, waren sich die zugeschalteten Expertinnen und Experten einig, dass die aktuelle Gesetzeslage den weiteren Ausbau solcher Konzepte eher bremse als beschleunige“, fasst Moderatorin Larissa Auzinger von C.A.R.M.E.N. e.V. die Expertisen zusammen. Stattdessen werde noch erheblicher Anpassungsbedarf gesehen, um die Potenziale der dezentralen Energieversorgung für Energiewende und Klimaschutz ausschöpfen zu können.
Konkrete Herausforderungen sahen auch die Referierenden der C.A.R.M.E.N.-WebKonferenz „Stromvermarktung durch Power Purchase Agreements“ am 2. Dezember in Bezug auf die Stromlieferverträge. „Hier wurden vor allem der erhöhte Beratungsaufwand sowie die Unsicherheiten bei der Preisgestaltung genannt“, so Auzinger. Auch bei der rechtlichen Ausgestaltung gebe es einiges zu beachten, wie Rechtsanwältin Magarete von Oppen (ARNECKE SIEBETH DABELSTEIN Rechtsanwälte) erläuterte. Dabei ging sie u. a. auf die im Vertrag festzulegenden Pflichten des Anlagenbetreibenden sowie denen des Abnehmers ein.
Insgesamt gelten die PPAs nach Einschätzung der Expertinnen und Experten allerdings als vielversprechende Möglichkeit im zukünftigen Strommarkt. Eine wichtige Weiche hierfür seien eine ausführliche Beratung hinsichtlich der Vertragsgestaltung sowie eine möglichst genaue Abschätzung der zu erwartenden Erlöse, wie etwa Fritz Halla (Enervis Advisors GmbH) in seinem Vortrag deutlich machte.
Über Finanzierungsmöglichkeiten von PPA-Projekten sowie eine faire Preisgestaltung bei PPAs ging es bei Thomas Scheppler (Umweltbank AG) sowie Michael Claußner (Energy Brainpool & Co. KG). Sie thematisierten in ihren Vorträgen u. a. mögliche Stolpersteine bei der Vertragsgestaltung und gaben einen Überblick über die Preisentstehung am Strommarkt sowie den zu berücksichtigenden Faktoren. Um bei der Ausführung von PPA-Projekten zu unterstützen, habe die Umweltbank, so Scheppler, einen Musterstromliefervertrag erstellt. Auf der Website der Energy Brainpool GmbH & Co. KG können Interessierte zudem einen täglich aktualisierten PPA-Preismonitor für Onshore und Offshore Windenergie sowie Solarenergie abrufen.
Anhand von bereits umgesetzten Projekten, konnte Philipp Ruf (MaxSolar GmbH) zeigen, welche Voraussetzungen für ein erfolgreiches PPA-Projekt gegeben sein müssen.
Dass PPAs eine Chance für ausgeförderte Windenergieanlagen darstellen können, machte Carola Dähling (Greenpeace Energy eG) im abschließenden Vortrag deutlich. Das Energieversorgungsunternehmen plane, das Potenzial der Altanlagen – zum Vorteil der Anlagenbetreibenden – durch den Abschluss von PPAs weiter zu nutzen.
„Die Nachfragen und regen Diskussionen während der beiden Online-Veranstaltungen belegen das hohe Potenzial, aber gleichzeitig auch die bestehenden Unsicherheiten im Bereich alternativer, dezentraler Vermarktungsinstrumente für Erneuerbare Energien“, fasst Auzinger zusammen. Sie stellte daher in Aussicht, dass C.A.R.M.E.N. e.V. die Themen auch weiterhin langfristig verfolge und es weitere Informationsangebote geben werde.
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