Grüne Bioraffinerie – Ein Rohstoff, viele Produkte

Eine Bioraffinerie ist ein nachhaltiges, integratives, multifunktionelles Konzept und sieht die möglichst umfassende Nutzung von Biomasse und deren Bestandteile für die Erzeugung unterschiedlicher Zwischenprodukte und Produkte (Chemikalien, Werkstoffe, Energie, Nahrungs-/Futtermittel) vor.

Das Konzept der grünen Bioraffinerie zeichnet sich dabei durch die Nutzung von feuchter Biomasse in grüner oder silierter Form aus. Es können unter anderem ein- oder mehrjährige Gräser sowie Getreide als Rohstoff eingesetzt werden. Die Firma Biowert im hessischen Brensbach setzt bei ihrem Verfahren, welches an das Konzept der grünen Bioraffinerie angelehnten ist, z. B. auf Grassilage aus der unmittelbaren Region.

Der Verwertungsprozess beginnt dort mit der sogenannten Primärraffination. Hierbei wird der Rohstoff Grassilage durch Pressung sowohl in flüssige als auch in feste Bestandteile getrennt. Für die nachfolgenden Konversions- und Veredlungsschritte (Sekundärraffination) stehen demnach als Rohprodukte Grassaft und Grasfasern zur Verfügung.

In der Bioraffinerie im Odenwald wird zur umfassenden Nutzung der pflanzlichen Biomasse der Grassaft zusammen mit Lebensmittelabfällen in der angeschlossenen Biogasanlage vergoren und zur Produktion von Ökostrom und Abwärme genutzt. Die Wärme des BHKW wird verwendet, um die Grasfasern zu trocknen und die Hygienisierung der Lebensmittelreste zu gewährleisten. Das für den Prozess benötigte Prozesswasser wird über eine Membranfiltrationsanlage aus dem Gärsubstrat zurückgewonnen.

Aus den getrockneten Grasfasern werden bei Biowert nach entsprechender Aufbereitung zwei Produkte hergestellt. Ein nachhaltiger Einblas- bzw. Schüttdämmstoff und ein Naturfaserverbundwerkstoff (Granulat) mit einem Grasfaseranteil von bis zu 75 Prozent Es ist für Spritzguss- und Extrusionsverfahren geeignet, kann konventionelle Kunststoffe ersetzen und damit den Bedarf an fossilen Ressourcen reduzieren. Das Granulat ist breit einsetzbar und wird unter anderem bereits zur Produktion von Terrassendielen, Kleiderbügeln und Unterputzdosen verwendet.

Verschiedene Produkte aus Biokompositen mit Grasfasern

Weitere Nebenprodukte sind feste und flüssige Dünger aus dem Biogasprozess sowie ein proteinreicher Presskuchen aus der Ultrafiltration, welcher als Futtermittel oder als Grundstoff für die Produktion von Aromen oder Kosmetikprodukten zum Einsatz kommen kann.

Der integrative Ansatz der Bioraffinerien mit der umfassenden stofflichen und energetischen Verwertung Nachwachsender Rohstoffe entspricht in hohem Maße einer kreislauforientierten Bioökonomie. Neben den ökologischen Aspekten, die für eine verstärkte Nutzung Nachwachsender Rohstoffe sprechen, kann eine grüne Bioraffinerie auch einen Beitrag zum Erhalt unserer Kulturlandschaft sowie zur Erschließung neuer Einkommensquellen für die Landwirte leisten.

Weiter Informationen zu Biowert finden Sie unter www.biowert.com.