Flexibilität trotz großer Herausforderungen

Seit 2012 befragt C.A.R.M.E.N. e.V. im Rahmen einer Konjunkturumfrage jährlich bayerische Betreiberinnen und Betreiber von Biogasanlagen zu ihrer wirtschaftlichen Lage. In diesem Jahr nahmen 172 Betriebe an der Umfrage teil. Die Abfrage wurde im Zeitraum von Mitte Dezember 2024 bis Mitte Februar 2025 für das Kalenderjahr 2024 durchgeführt. Dabei ist zu beachten, dass die Fragebögen vor dKeem Beschluss des Biomassepakets versendet wurden und auch die meisten Antworten davor zurückgeschickt wurden.

Wirtschaftliche Lage

Wie jedes Jahr wurde gefragt, wie die wirtschaftliche Lage des Betriebszweiges Biogas / der Firma Biogas im zurückliegenden (2024) und im kommenden (2025) Geschäftsjahr eingeschätzt wird.

Abbildung 1: Vergleich der Einschätzung der wirtschaftlichen Lage der Biogasanlage des zurückliegenden Geschäftsjahrs (2024) mit den Erwartungen für das kommende Geschäftsjahr (2025)

Wie im vergangenen Jahr schätzt ein Viertel der Befragten das abgelaufene Geschäftsjahr als schlecht (22 %) oder sehr schlecht (2%) ein. Allerdings lag der Anteil derjenigen, die das Vorjahr als sehr schlecht einschätzen, im Jahr 2023 mit 9 % deutlich höher. 31% der Befragten beurteilen die wirtschaftliche Lage in 2024 als sehr gut (2 %) oder gut (29 %) ein. Allerdings ist auch hier der Anteil der Firmen, die die Lage als sehr gut bewerten, deutlich von 11 % für das Jahr 2023 auf nur 2 % für das Jahr 2024 gesunken. Die meisten Betriebe bewerteten die Lage in 2024 als mittel (45 %). Insgesamt ist der Anteil der Antworten in der Mitte (gut, mittel, schlecht) im Vergleich zur Einschätzung von 2023 von 80 % auf 96 % gestiegen.

Die Erwartungen für 2025 fallen schlechter aus als die Beurteilung von 2024. So bewerten 11 % weniger Unternehmen die Situation im kommenden Jahr als sehr gut, gut oder mittel.

Abbildung 2: Vergleich der Erwartungen für 2024 aus der Umfrage aus 2023 mit der nachträglichen Einschätzung von 2024 in der Umfrage 2024

Vergleicht man die Erwartungen für 2024 aus der Konjunkturumfrage 2023 mit der nachträglichen Einschätzung von 2024 in der diesjährigen Konjunkturumfrage, sieht man, dass die tatsächliche Lage deutlich besser als befürchtet eingeschätzt wird.

Mehrere Optionen für das Vermarktungskonzept

Die Wahl des Vermarktungskonzepts ist eine wichtige Entscheidung für die Zukunft der Biogasanlage.

Abbildung 3: Frage: Welches Vermarktungskonzept erachten Sie für Ihre Anlage als zukunftsträchtig? (Mehrfachnennung möglich)

Über die Hälfte der Befragten (51 %) schätzen eine flexible KWK-Anlage mit bis zu dreifacher Überbauung als ein gutes Konzept für die Zukunft ein. Dabei wird auch die passive Flexibilisierung, also die Reduktion der Bemessungsleistung, als Option genannt. Eine Flexibilisierung mit einer mehr als dreifachen Überbauung sehen mit 16 % der Befragten deutlich weniger als ein zukunftsträchtiges Konzept an.

Für 45 % ist die Wärmenutzung über ein Wärmenetz ein gutes Vermarktungskonzept. Dieses wird auch häufig in Kombination mit einer flexiblen KWK-Anlage genannt. Die Biomethanproduktion wurde in der Konjunkturumfrage 2023 noch von 8 % der Befragten als mögliches Vermarktungskonzept betrachtet, in der Konjunkturumfrage 2024 ist dieser Anteil auf 15 % gestiegen.

Auch in diesem Jahr sieht fast ein Drittel der Befragten (30 %) die Stilllegung der Biogasanlage als potenzielle oder einzige Option.

Die Investitionen sind die größte Hürde für den (hoch)flexiblen Betrieb

Ein Vorteil von Biogas im Vergleich zu Photovoltaik und Windkraft ist, dass der Strom bedarfsgerecht produziert und eingespeist werden kann. Dazu müssen die Biogasanlagen flexibel gefahren werden können. Allerdings gibt es bei der Umstellung vom sogenannten Grundlastbetrieb auf den flexiblen Betrieb einige Hürden.

Abbildung 4: Frage: Was sind / waren die größten Hürden für den (hoch)flexiblen Betrieb der Biogasanlage? (Mehrfachnennung möglich)

72 % der Befragten nannten hohe Investitionskosten als Hürde für den Umstieg zum (hoch)flexiblen Betrieb. Auch ein kontinuierlicher Wärmebedarf (41 %) und die Genehmigung (42 %) erschweren häufig den Umstieg. Bei 34 % lagen die Herausforderungen darin, die zusätzliche Leistung an das Netz anzuschließen.

Die direkte Einspeisung ins Gasnetz ist die bevorzugte Biogasvermarktungsvariante

Der Anteil der Befragten, die sich eine Aufreinigung des Biogases zu Biomethan vorstellen können, hat sich von 2023 auf 2024 fast verdoppelt. Für die Vermarktung des Biomethans gibt es mehrere Optionen:

Abbildung 5: Frage: Falls Sie Ihr Biogas zu Biomethan aufbereiten (wollen): Wie wollen Sie das Biomethan vermarkten? (Mehrfachnennung möglich)

22 % der Befragten speisen direkt ins Gasnetz ein oder würden gerne direkt einspeisen. Der Zusammenschluss mehrerer Biogasanlagen zu einem sogenannten Cluster wird von 8 % der Befragten durchgeführt oder angestrebt. Ebenso betreiben 8 % eine Hoftankstelle oder möchten das Biomethan gerne so nutzen und evtl. damit auch einen Biomethanschlepper betreiben.

Politische und gesellschaftliche Änderungen, die zum Weiterbetrieb überzeugen würden

Die Zahl der Anlagen, die über eine Stilllegung der Biogasanlage nachgedacht haben, stieg in den vergangenen Jahren kontinuierlich an bis auf 38 % in 2023. Daher wurde dieses Jahr auch gefragt, welche politischen und gesellschaftlichen Änderungen die Anlagen zu einem Weiterbetrieb überzeugen könnten. Neben der Forderung nach einer höheren Vergütung bzw. einem wirtschaftlichen Betrieb, wurde vor allem eine größere Planungs- und Investitionssicherheit, ein Abbau von Bürokratie und Gutachten sowie eine freiere Substratwahl wie die Aufhebung oder Abschwächung des Maisdeckels genannt. Es wurde auch gefordert, das Ausschreibungsvolumen und den Flexibilitätszuschlag zu erhöhen. Dabei muss jedoch beachtet werden, dass die meisten Antworten vor dem Beschluss des Biomassepakets versendet wurden.

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