In den kalten Wintermonaten stellt sich für viele Haushalte die Herausforderung, nicht nur den jährlichen Warmwasserbedarf zu decken, sondern auch die Raumtemperatur zu halten. Dies führt zu einer höheren Belastung der Heizsysteme, wobei insbesondere fossile Heizsysteme mit den steigenden Energiepreisen zu kämpfen haben. Infolgedessen erwägen immer mehr Hausbesitzende, auf effizientere und umweltfreundlichere Alternativen wie zum Beispiel Wärmepumpen umzusteigen. Bevor jedoch eine vollständige Umstellung in Betracht gezogen wird, lohnt es sich, das bestehende Heizsystem auf seine Potenzial zu überprüfen – beispielsweise durch die Reduzierung der Vorlauftemperatur. Dies ermöglicht eine erste Einschätzung, ob eine Wärmepumpe für das eigene Zuhause eine geeignete Lösung darstellen könnte.
Die Vorlauftemperatur bezeichnet die Temperatur des Wassers, das vom Heizsystem an die Heizkörper oder die Fußbodenheizung abgegeben wird. Bei fossilen Brennstoffen wie Öl oder Gas liegt diese Temperatur meist bei 60 °C bis 75 °C. Wärmepumpen hingegen arbeiten effizienter bei niedrigeren Vorlauftemperaturen, die im Neubau zwischen 25 °C und 45 °C und in Bestandsgebäuden bei bis zu 55 °C liegen.
Dieser Unterschied resultiert aus der Funktionsweise von Wärmepumpen: Sie entziehen der Umwelt (Luft, Erde oder Wasser) Wärme und geben diese über einen Verdampfer an das Heizsystem ab. Je niedriger die Vorlauftemperatur, desto effizienter kann die Wärmepumpe arbeiten, da sie weniger Energie aufwenden muss, um die benötigte Wärme bereitzustellen.
Haushalte, die derzeit fossile Brennstoffe nutzen, können prüfen, ob eine Wärmepumpe für sie infrage kommt, indem sie die Vorlauftemperatur ihres aktuellen Heizsystems absenken. Dies kann entweder selbst über die Heizungssteuerung oder mit Hilfe eines Fachmanns erfolgen. Ziel ist es, die Temperatur so weit zu senken, dass sie näher an den Bereich kommt, den eine Wärmepumpe idealerweise benötigt (also unter 55°C). In einer Testphase lässt sich feststellen, ob das bestehende Heizsystem weiterhin ausreichend Wärme liefert, um den gewünschten Komfort zu gewährleisten und ob somit die Wärmepumpe eine brauchbare Alternative darstellt. Für eine Testphase eignen sich besonders die kalten Wintermonate, um eine fundierte Aussage über einen möglichen Einsatz einer Wärmepumpe treffen zu können.
Um die Vorlauftemperatur bei einer fossilen Heizung abzusenken, gibt es mehrere Möglichkeiten, je nach Art des Heizsystems. Zunächst sollte die Steuerungseinheit des Heizsystems überprüft werden, die in der Regel an der Heizungsanlage zu finden ist. Bei modernen Heizsystemen mit digitaler Steuerung lässt sich die Vorlauftemperatur direkt über das Menü anpassen. Bei älteren Modellen ermöglichen mechanische Regler die Temperaturjustierung durch Drehen eines Knopfes. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, die Heizkurve zu ändern, die bei vielen modernen Systemen die Vorlauftemperatur abhängig von der Außentemperatur reguliert. Eine niedrigere Heizkurve sorgt dafür, dass die Heizung bei milderen Außentemperaturen mit geringeren Wassertemperaturen arbeitet.
Nach der Senkung der Temperatur sollte das Ergebnis beobachtet werden. Es gilt zu prüfen, ob die Räume weiterhin komfortabel beheizt werden und ob der Warmwasserbedarf ausreichend gedeckt wird. Falls es zu kalt wird oder die Heizleistung nicht ausreicht, kann die Temperatur wieder leicht angehoben werden. In manchen Fällen kann es sinnvoll sein, ein Fachunternehmen zu Rate zu ziehen, das die Heizkurve optimiert und die Effizienz des Systems überprüft. Durch die Senkung der Vorlauftemperatur lässt sich herausfinden, ob das bestehende Heizsystem auch bei niedrigeren Temperaturen arbeiten kann, was insbesondere dann wichtig ist, wenn ein Wechsel zu einer Wärmepumpe in Betracht gezogen wird, die ebenfalls mit niedrigen Vorlauftemperaturen betrieben wird. Sollte dies beim betreffenden System noch nicht der Fall sein, kann ggf. auch der Austausch einzelner zu klein dimensionierter Heizkörper gegen großflächigere Heizkörper bzw. spezielle Niedertemperaturheizkörper nachgeholfen werden.