C.A.R.M.E.N.-Konjunkturumfrage Nachwachsende Rohstoffe für Herbst 2024 veröffentlicht
Beurteilung der aktuellen Lage
Der seit zwei Jahren zu verzeichnende stetige Abwärtstrend in der Branche der Nachwachsenden Rohstoffe hat sich auch in der aktuellen Herbstumfrage fortgesetzt. Mittlerweile meldet fast jedes zweite Unternehmen (49 %) und damit so viele wie noch nie fallende Umsätze im Vergleich zum Vorjahr. Zum Vergleich: Vor zwei Jahren lag der Wert bei nur 8 %! Auf der anderen Seite fiel der Anteil der Firmen, die steigende Umsätze verzeichnen, im selben Zeitraum von 73 % auf 29 %. Fast genauso viele Betriebe (25 %) haben sogar einen Umsatzeinbruch um mehr als 10 % hinnehmen müssen. Die Entwicklung der Investitionen könnte einen ersten Hinweis darauf geben, dass bald eine Umkehrung des Trends erreicht sein könnte. Nach dem massiven Rückgang bei der Frühjahrsumfrage hat sich die Zahl der Firmen, die mehr als im Vorjahr investiert haben, wieder deutlich von 16 % auf 27 % erhöht. Allerdings verharrt der Anteil der Betriebe, die im vergangenen Jahr keinerlei Investitionen getätigt haben, weiterhin mit 18 % auf einem vergleichsweise hohen Niveau. Während die Unternehmen in der Vergangenheit bemüht waren, die konjunkturellen Schwankungen nicht zu stark auf den Personalbestand durchschlagen zu lassen, lässt sich dies offensichtlich immer schwieriger vermeiden. Zum ersten Mal seit 2015 und erst zum zweiten Mal überhaupt seit Beginn der Umfrage im Jahr 2010 haben weniger Firmen Personal auf- als abgebaut. Erfreulicherweise hat der überwiegende Teil der Betriebe (61 %) den Personalbestand stabil halten können.
Beurteilung des Trends
Was den Blick in die Zukunft angeht, stellt sich die Situation weiterhin leicht besser dar als bei der Beurteilung der aktuellen Lage, allerdings haben sich die Werte wieder einander angenähert. Zum ersten Mal seit dem absoluten Umfrage-Stimmungstief im Jahr 2015 liegt der Anteil der Unternehmen, die mit steigenden Umsätzen rechnen, nicht mehr höher als der der Betriebe, die einen Umsatzrückgang befürchten. Allerdings liegt der Prozentsatz der Firmen, die stabile Umsätze prognostizieren, mit 30 % so hoch wie zuletzt 2018. Die Prognosen der Firmen hinsichtlich der geplanten Investitionen scheinen die oben bei der aktuellen Investitionstätigkeit genannten Hoffnungen auf ein Anziehen der Konjunktur leider nicht zu bestätigen. Nur noch 14 % der Firmen wollen mehr investieren als im vergangenen Jahr, was den drittniedrigsten Wert seit Beginn der Umfrage darstellt. Zudem plant die Hälfte der Betriebe, ihre Investitionstätigkeit zurückzufahren oder sogar keinerlei Investitionen mehr zu tätigen. Dies stellt den höchsten Wert seit 2015 dar. Nachdem bei der vergangenen Umfrage 18 % der Unternehmen einen Personalabbau ankündigten, was den absolut höchsten Wert seit Beginn der Umfrage darstellte, ist dieser Wert nun wieder auf 10 % zurückgegangen. Doppelt so viele Betriebe (20 %) planen, ihren Mitarbeitendenbestand zukünftig aufzustocken, während der weitaus überwiegende Teil der Firmen stabile Verhältnisse anstrebt. Nachdem im Frühjahr bei der Bewertung der politischen Rahmenbedingungen ein Negativrekord erreicht wurde, wurde dieser nun nochmals um einen Prozentpunkt übertroffen. 74 % der Unternehmen bewerten die politischen Rahmenbedingungen als schlecht. Das ist auch vor dem Hintergrund bemerkenswert, dass dieser Wert vor gut zwei Jahren im Frühjahr 2022 unter der selben Bundesregierung noch weniger als halb so hoch lag. Die leicht positive Tendenz bei den Firmen, die die politischen Rahmenbedingungen aktuell als gut bezeichnen, fällt angesichts dieses Negativrekords leider kaum ins Gewicht.
Gesamtbewertung
Weiterhin kennen beide Indizes, sowohl der für die Beurteilung der aktuellen Lage als auch der für die zukünftige Entwicklung, nur eine Richtung: nach unten. Beide liegen jetzt in der Nähe der 50-Punkte-Marke, wobei der Lage-Wert die Schwelle schon knapp unterschritten hat. Der einzige Lichtblick liegt darin, dass sich der Abwärtstrend verlangsamt hat, was darauf hindeuten könnte, dass in nächster Zeit die Talsohle erreicht wird.
Bewertung der politischen Rahmenbedingungen
Während die Einschätzung der politischen Rahmenbedingungen sich in den vergangenen Umfragen dramatisch verschlechtert hat, um im Frühjahr den niedrigsten Wert aller bisherigen Umfragen zu erreichen, hat sich der Wert nun zumindest stabilisiert. Die Gründe dafür haben sich gegenüber früheren Umfragen wohl kaum geändert. In vielen Bereichen erleben die Firmen seit Jahren erhebliche Unsicherheiten bezüglich der künftigen politischen Ausrichtung auf Bundes und EU-Ebene. Beschlossene Gesetze und Regelwerke stellen oft höhere Anforderungen an die stoffliche und energetische Nutzung Nachwachsender Rohstoffe, was die Firmen offensichtlich eher als Problem denn als Lösung empfinden.
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Pressekontakt: Christina Frank
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