Deutschland hat sich international zum Klimaschutz verpflichtet. Dazu gehört laut Klimaprogramm 2030 und Klimaschutzgesetz, den Ausstoß von Treibhausgasen verbindlich um 55 Prozent bis 2030 zu verringern. Allgemein ist der Wunsch nach sauberer Energie, Abkehr von der Atomenergie, die Abschaffung der Kohleverstromung sowie die Beendigung der Nutzung von Öl und Gas aus fossilen Quellen sehr groß.
Die Frage lautet seitdem: Wie wollen wir uns zukünftig mit Energie versorgen? Der Ausbau der erneuerbaren Energien schreitet voran, aber noch wichtiger ist es neben dem Ausbau der Energieversorgung gleichzeitig mit Bedacht Energie zu nutzen und diese so sinnvoll wie möglich einzusetzen.
Energie ist wertvoll – Das merken wir spätestens dann, wenn wir die Abrechnung unseres Energieversorgers erhalten. Die Bereitstellung von Energie erfordert einen hohen Aufwand, von der Gewinnung bis zur eigentlich Nutzung sind vielerlei Prozessschritte und technische Herausforderungen zu meistern. „Energieeinsparung“ und „Energieeffizienz“ sind in diesem Zusammenhang zwei wesentliche Bestandteile einer nachhaltigen Energiewende.
Mit Achtsamkeit zum Einsparerfolg
Einsparen verbinden die meisten mit Verzicht und Einschränkung. Werden die oft kleinen Verhaltensänderungen im Alltag jedoch zur Routine, erforderte es meisten keine Anstrengung mehr an das Energiesparen zu denken.
Der energiesparende Umgang mit Energie erfordert Achtsamkeit: Brennt irgendwo unnötiger Weise Licht? Wird der Stand-by-Betrieb immer noch praktiziert? Muss ich die Raumtemperatur wirklich so hochstellen, oder komme ich mit 1 – 2°C weniger auch aus? Kann ich die Strecke mit dem Fahrrad bewältigen oder zumindest jemanden im Auto mitnehmen.
Kleine Maßnahmen können in der großen Menge einen wertvollen Beitrag zur Energiewende leisten. Bei 80 Millionen Bundesbürgerinnen und -bürgern können sich Einsparroutinen aller Haushalte in beachtlichen Einsparerfolgen bemerkbar machen.
Einsparpotenziale im Haushalt
Energieeinsparmaßnahmen in Privathaushalten beziehen sich meist auf einen geringeren Stromverbrauch. Maßnahmen bei Beleuchtung und elektronischen Geräten, wie das Abschalten bei Nichtnutzung oder der Wechsel auf effizientere Geräte und Leuchtmittel sind bekannt. Die meiste Energie in Deutschland wird für die Gebäudebeheizung aufgewendet. Laut Umweltbundesamt wurden im Jahr 2017 rund 68,8 % der Endenergie für die Raumwärme aufgewendet. (s. Abbildung 1) Hier sollte die Maßgabe sein, den Gebäudestand soweit es möglich ist auf ein energetisch günstiges Niveau zu bringen. Sei es durch entsprechend Sanierungs- und Dämmmaßnahmen wie auch durch den Austausch alter Heizkessel. Am Besten geschieht dies direkt im Zuge einer Umrüstung von fossilen Energieträgern auf nachhaltige Energieträger, wie Holz, eine Wärmepumpe oder Fernwärme. Denn nach wie vor stehen zur Raumwärmebereitstellung hauptsächlich Mineralöl und Erdgas an erster Stelle, erst danach folgen erneuerbare Energien und die Fernwärmenutzung.
Der Energiedreisprung und versteckte Energie
Die Bayerische Landespolitik hat den Begriff des sogenannten Energie-3-Sprungs geprägt. Demnach sollen im Schwerpunk zunächst Energie eingespart, im weiteren Schritt Energieeffizienz vorangebracht und im dritten Schritt die Erneuerbaren Energien ausgebaut werden. Jede Kilowattstunde, die nicht benötigt wird, muss nicht erzeugt werden. Flächen, die für die Energiegewinnung nötig wären, werden geschont und der Leitungsausbau kann reduziert werden.
Energie lässt sich auch in ganz anderen Bereichen einsparen. In Waren und Gütern „versteckt“ sich ein hoher Einsatz an Ressourcen und Energie für deren Herstellung und Transport. In diesem Fall wurde der Begriff der „grauen Energie“ geprägt. Die graue Energie ist somit eine indirekte Energie dar die beim Erwerb eines Konsumgutes mitbetrachtet werden sollte. Seien es Lebensmittel oder Non-Food-Artikel: Müssen es im Winter unbedingt die Erdbeeren und Trauben aus Übersee sein, oder können wir beispielsweise darauf warten, bis diese als heimische, saisonale Produkte aus heimischer Landwirtschaft unseren Speiseplan bereichern? Ist es zwingend notwendig jetzt einen neuen Herd einbauen zu lassen, auch wenn der Alte noch funktioniert? In diesem Zusammenhang lohnt sich ein Blick auf den gesamten Lebenszyklus des Geräts.
Energieeffizienz fördern
Das Angebot an Energie ist begrenzt und die weltweite Nachfrage steigt stetig. Daher ist es unbedingt notwendig, so viel wie möglich an Nutzen aus der zur Verfügung gestellten Energie zu ziehen. Ineffiziente Arbeitsweisen, Maschinen, technische Anlagen und ähnliches sollten auf Dauer weichen, damit die Klimaziele in Sichtweite bleiben.
Das Beispiel der Glühbirne zeigt, dass es sich bewährt, auf effiziente Geräte zu setzen. 80 Prozent des im Beleuchtungskörper umgewandelten Stroms wird in nicht-nutzbare Wärme umgewandelt. Nur 20 Prozent ist für die eigentliche Erzeugung von Licht genutzt worden. Aus diesem Grund hat die EU-Kommission 2008 auf Basis der Ökodesign-Richtlinie 2005/32/EG beschlossen, die ineffizienten Leuchtmittel stufenweise vom Markt zu nehmen. Moderne LED-Leuchtmittel sind klar im Vorteil.
Effizienz anschaulich gemacht – EU-Effizienzlabel
Für Haushaltsgeräte (insbesondere die „Weiße Ware“) existiert in der EU ein einheitliches Energieeffizienzlabel, das den Energieverbrauch verschiedener Haushaltsgeräte vergleichbar macht. Der Energieverbrauch wird dabei in Bezug gesetzt und in Energieeffizienzklassen unterteilt. An dieser etablierten farblichen Einteilung können sich Verbraucherinnen und Verbraucher orientieren und wählen im besten Fall das effizienteste Gerät.
Ein Gerät der Energieeffizienzklasse A+++ verbraucht zum Beispiel im Schnitt bis zu 50 Prozent weniger Energie als ein vergleichbares Gerät der Klasse A+. (BMWI, 2020)
Allerdings ist es nicht immer sinnvoll Geräte sofort austauschen zu lassen. Im Regelfall sollten Geräte nicht ausgetauscht werden solange sie noch funktionieren aber eine höhere Energieeffizienz haben, denn bis der Energieeinsatz für die Neuherstellung durch die bessere Energieeffizienz ausgeglichen werden kann übersteigt dies meistens den Lebenszyklus der Produkte. Eine Neuanschaffung macht meistens nur dann Sinn, wenn Geräte und Anlagen wirklich defekt sind und nicht repariert werden können.
Energieeffizienz in der Industrie, Handel, Gewerbe und Dienstleistungsbereich
In der Industrie, im Gewerbe, Handel und Dienstleistungsbereich lag 2016 der Endenergieverbrauch bei 1.128 TWh, was rund 45 Prozent des gesamten deutschen Endenergieverbrauchs entspricht. (BMWI, 2020) Die deutsche Bundesregierung verfolgt das Ziel bis 2030 den jährlichen, fossilen Endenergieverbrauch um 100-150 TWh durch Energieeffizienzmaßnahmen zu senken (BMWI, 2020).
Insbesondere der Prozesswärme fällt hier eine zentrale Rolle zu, immerhin werden ca. 476 TWh (BMWI, 2020) an Energie für Prozesswärme aufgewendet, wobei die Hälfte davon in etwa ungenutzte Abwärme darstellt. Diese fällt auf den unterschiedlichsten Niveaus an und wird meist ungenutzt an die Umgebung abgegeben. Gleichzeitig wird aber die Raumwärmebereitstellung nach wie vor über fossile Quellen realisiert. Diese Synergien könnten zukünftig stärker genutzt werden, zum Beispiel indem die Abwärme ausgekoppelt und nutzbar gemacht wird.
Solche Verfahren sind auf verschiedensten Skalen und Bereichen möglich. So kann selbst Wärme, die der Milch beim Melken entzogen wird, teilweise für die Gebäudeheizung genutzt werden. Die technischen Möglichkeiten sind vorhanden, daher sollten wir diese auch nutzen.
Der Austausch über diese Möglichkeiten und Best-Practice Beispiele können z. B. über Energieeffizienznetzwerke zugänglich gemacht werden. Im Zuge des nationalen Aktionsplans Energieeffizienz („NAPE“) wurde die Energieeffizienz-Netzwerk Initiative ins Leben gerufen mit dem Ziel, bis 2020 rund fünfhundert Energieeffizienznetzwerke zu gründen um dadurch in deutschen Unternehmen rund 75 PJ Primärenergie durch Energieeffizienzmaßnahmen einzusparen. Häufig stehen selbst branchenunterschiedliche Unternehmen vor ähnlichen Herausforderungen. In der Vergangenheit konnten teilnehmende Betriebe eine deutlich schnellere Steigerung der Energieeffizienz erzielen als der Branchendurchschnitt im Vergleich hierzu. Energieeffizienzmaßnahmen können damit über sämtlicheBereiche hinweg, interdisziplinär und Branchenübergreifend umgesetzt werden und Synergieeffekte lassen sich nutzen.
Viele Energieeffizienzmaßnahmen, insbesondere im Bereich des produzierenden Gewerbes, sind förderfähig. Nähere Informationen dazu finden Sie unter folgendem Link:
Quellen:
Link: BMWI. (26. 03 2020). https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Dossier/energieeffizienz.html
BMWI. (26. 03 2020). https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Dossier/energieeffizienz.html
BMWI. (15. 04 2020). https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Publikationen/Energie/energieeffiezienzstrategie-2050.pdf
https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Publikationen/Energie/energieeffiezienzstrategie-2050.pdf
Umweltbundesamt. (17. 04 2020). www.umweltbundesamt.de
https://www.umweltbundesamt.de/daten/private-haushalte-konsum/wohnen/energieverbrauch-privater-haushalte#mehr-haushalte-grossere-wohnflachen-energieverbrauch-pro-wohnflache-sinkt