Derzeit erlebt die Preisentwicklung und die (empfundene) Knappheit bei Schnittholz eine hohe mediale Aufmerksamkeit. Von Verknappung kann jedoch vor allem auf der Angebotsseite von Rundholz nicht gesprochen werden. Im Gegenteil: Durch die Veränderungen des Klimas ist die Forstwirtschaft gezwungen – und seit Jahrzehnten erfolgreich dabei – die Wälder umzubauen. Stürme, Trockenheit und Käferbefall sind mittelbar die Folgen des beschleunigten Klimawandels. Waldumbau heißt in diesem Zusammenhang konsequent und noch vor Erreichen der maximalen möglichen Durchmesser, Bäume zu entnehmen und die Wälder an gleicher Stelle mit anderen Baumarten weiter zu bewirtschaften. Bereits geschädigte Bäume müssen schnellstmöglich eingeschlagen und aus dem Wald gebracht werden. Dies führte in den vergangenen Jahren eher zu einem Überangebot mit tendenziell fallenden Preisen. Und auch aktuell kommen Preissteigerungen nur langsam bei den Waldbauern an.
Doch warum gibt es nun steigende Preise auf den internationalen Schnittholzmärkten? Der Nadelschnittholzbedarf ist 2021 weltweit sehr hoch, die Lagerbestände sind hingegen niedrig. Auch die internationale Nachfrage nach deutschem Holz ist enorm gestiegen. Der Exportmarkt ist ein wichtiges Ventil besonders für „B-Ware“ aus Kalamitätshieben, da in den USA und China die optischen Qualitätsanforderungen niedriger sind. Derzeit fällt eine (gleichmäßig) hohe Nachfrage im Inland mit einer (gestiegen) hohen Nachfrage aus dem Ausland zusammen. Innerhalb kurzer Zeit hat sich der US-Preis für Schnittholz ab deutschem Sägewerk verdoppelt. Hierzulande wurde in den letzten Jahren deutlich weniger bezahlt. Dazu gibt es noch eine Reihe anderer Umstände, die derzeit preisverstärkend wirken.
Perspektivisch ist davon auszugehen, dass sich die Nachfrage aus den USA wegen steigender Importe aus Kanada entspannt und auch China wieder mehr Holz aus Russland bekommt. Das beruhigt den Exportmarkt und die europäischen Holzströme. Der Forst- und Holzsektor kann positiv in die Zukunft schauen: Holz ist reichlich vorhanden, hat nutzbare Vorräte und wächst permanent nach. Allein in den zwei Minuten, die es dauert, bis Sie diesen Absatz gelesen haben, sind in Bayern ca. 120 m³ Holz gewachsen. Genug für 2 bis 3 Holzhäuser – deutschlandweit das Vierfache. Längerfristig wird intensiv an der Verwendung der Kalamitätshölzer, den alternativen Baumarten und der effizienten Holzverwendung geforscht, so dass der Markt auch für weiterverarbeitende und endverwendende Betriebe wieder zur Ruhe kommen wird.