Nutzungsgeschichte von Mooren
Die Veränderung von Mooren hing in der Vergangenheit von den Bedürfnissen der Menschen und den gegebenen Möglichkeiten der Technik ab. So waren Meliorationen (Entwässerung/ Drainierung) von Moorflächen keine Seltenheit, um mehr urbares Land zu erhalten. Dabei ging es vornehmlich um Brennmaterial, landwirtschaftliche Nutzfläche oder um Wohnraum.
Um Moore nutzbar zu machen, bedurfte es unabhängig der Technik, stets einer Entwässerung dieser Gebiete. Die dabei ablaufenden Prozesse werden seit 200 Jahren näher dokumentiert. Zuerst wird die Torfbildung unterbrochen. Danach setzen sekundäre Bodenbildungsvorgänge ein, wie etwa Moorsetzung, Schrumpfung, Humifizierung und Mineralisation, etc. So kommt es bei der Moorsetzung zu einem Zusammensacken des Moores, was wiederum zu einer Verdichtung der Bodensubstanz führt. Eine Entwässerung über ein natürliches Ausmaß hinaus führt zu einer irreversiblen Schrumpfung (Riss- und Kluftbildungen an der Oberfläche). Durch die nun geschaffenen Öffnungen ist eine Bodenbelüftung vorhanden, die zu oxidativen, mikrobiellen Ab- und Umbauprozessen führt. Diese führen schlussendlich zu einer Umwandlung der organischen Bodensubstanz zu einfacheren mitunter klimawirksamen Endprodukten, wie etwa Kohlendioxid (CO2) und Lachgas (N2O). Dieser Vorgang wird durch Düngung weiter verstärkt. So kommt es zu einem konstanten Materialverlust und einer Absenkung der Mooroberfläche.
Das Ertragspotential und die Produktionsfunktion sind an die Standorteigenschaften gekoppelt. Aufgrund der Störung der komplexen Wechselbeziehungen, die in einem intakten Moor herrschen, aber durch Entwässerung beeinflusst sind, kommt es zu erheblichen Bewirtschaftungsproblemen und einer zunehmend schlechter werdenden Produktivität der Fläche. Durch den zunehmenden Höhenverlust und der dadurch regelmäßig tiefer auszuhebenden Entwässerungsgräben kommt es zu steigenden Kosten bei zeitgleicher Abnahme des Ertragspotentials und der Wasserregulierung. Aufgrund der Verdichtung bildet sich eine Stauschicht aus, welche verhindert, dass Pflanzen in tiefere Bodenschichten vordringen und vom Grundwasser zehren können. Das kann vor Allem in Sommermonaten zu einem Vertrocknen führen. Auch Düngungen und intensivere Bodenbearbeitung können die irreversiblen Schäden durch Entwässerung nicht kompensieren.
Ökosystemdienstleistungen von Mooren
Intakte, also nasse, Moore stellen wichtige Ökosystemdienstleistungen zur Verfügung. Darunter werden von Ökosystemen bereitgestellte Güter und Prozesse verstanden, denen ein gesellschaftlicher Wert oder Nutzen zugesprochen wird. Viele der so bereitgestellten Dienstleistungen gehen dauerhaft durch die Entwässerung der Moorflächen verloren. Eine der wichtigsten Funktionen ist die Kohlenstoffsequestierung. Durch die dauerhafte Speicherung von abgestorbener Biomasse als Torf wird weniger CO2 abgegeben als von dem Ökosystem aufgenommen wird. Dadurch leisten Moore einen wichtigen Beitrag sowohl im positiven als auch einen im Entwässerungsfall negativen Beitrag zum Klimawandel.
Moorgebiete stellen einen essentiellen Lebensraum für eine Vielzahl an spezialisierten Organismen dar. Diese stellen teils sehr unterschiedliche Ansprüche an ihren Lebensraum. Kommt es nun zur regelmäßigen Biomasse-Entnahme aus dem Moorsystem, kann dies für sensible Arten ein Problem darstellen. So kann ihre Anzahl abnehmen oder sogar ganz verdrängt werden. Aufgrund von Entwässerung und Nutzung der Moorgebiete als z.B. Ackerland geht die moortypische Biodiversität verloren. Eine Nutzungsform die eine Wiedervernässung und Erhöhung der Artenvielfalt anstrebt ist die Paludikultur. Auch die Weidehaltung von angepassten Arten wird erprobt.
Weiterführende Informationen finden sich hier:
- Wichtmann, W., Schröder, C., & Joosten, H. (2016). Paludikultur-Bewirtschaftung nasser Moore. (ISBN: 978-3-510-65282-2)
- https://www.moorwissen.de/de/index.php (Greifswald Moor Centrum, Letzter Aufruf: 04.05.2021)
- Abel, S., Couwenberg, J., Dahms, T., & Joosten, H. (2013). The database of potential paludiculture plants (DPPP) and results for western Pomerania. Plant diversity and evolution, 130(3-4), 219-228.