In der heutigen Zeit der Rohstoff-Verschwendung und der Verschmutzung unserer Meere mit Plastikmüll machen wir uns als Verbraucher und Verbraucherinnen immer mehr Gedanken über unseren ökologischen Fußabdruck. Auch in der Bekleidungsindustrie findet bereits ein Umdenken statt und viele setzen auf nachhaltige Textilien.
Nachhaltige Textilien: Was versteht man darunter?
Nachhaltige Kleidungsmaterialien sind Stoffe, die aus umweltfreundlichen Ressourcen stammen, wie biologisch angebaute Faserpflanzen, Tierhaare (z.B. Wolle) oder recycelte Materialien. Daneben bestimmt die Art, wie die Materialien hergestellt werden, z.B. gute Arbeitsbedingungen, fairer Handel, wenig Transporte, energieeffiziente Herstellung auch, wie nachhaltig sie sind. Im Allgemeinen sind Materialien, die aus Pflanzen, wie z. B. Baumwolle, Hanf und Lein, die biologisch, mit wenig Dünger- und Pestizideinsatz hergestellt werden, nachhaltiger als künstliche Stoffe wie Polyester und Nylon. Letztere basieren auf Erdöl, tragen zur Entstehung von Mikroplastik in der Umwelt bei und brauchen Hunderte von Jahren, um biologisch abgebaut zu werden. Neben den reinen Naturfasern existieren auch natürliche Chemiefasern, die durch chemische Modifikation aus Cellulose, welche aus Nachwachsenden Rohstoffen – meist aus Holz oder Bambus, seltener aus Baumwolle – gewonnen werden. Dazu zählen Viskose, Modal und Lyocell. Daneben gibt es mittlerweile auch exotische „Stoffe“, wie z.B. Algen- oder Milchfaser, Ananas- oder Fischleder, Soja- oder Spinnenseide.
Nachhaltige Textilien sicher erkennen
Auf der Suche nach nachhaltigen Textilien geben Öko-Label Orientierung. Der Grüne Knopf ist das erste staatliche Siegel (BMZ) für nachhaltige Produkte. Dabei wird geprüft, ob Unternehmen Verantwortung für die Einhaltung von Menschenrechten und Umweltstandards in ihren Lieferketten übernehmen. Als Metasiegel wird es vergeben, wenn andere Auszeichnungen, z.B. Oeko-Tex Made in Green oder das Fairtrade Siegel erfüllt werden. Multistakeholder-Initiativen für Baumwolle wie die Better Cotton Initiative (BCI) oder Cotton Made in Africa werden teilweise kritisch betrachtet, da die Kriterien aus Umweltsicht weniger streng sind. Das ökologisch strengste – aber nicht oft vergebene – Siegel am Markt ist das IVN Naturtextil. Beim verbreiteten Global Organic Textile Standard (GOTS) wird die gesamte Produktionskette zertifiziert und nicht nur der Rohstoff. Mit dem Zusatz „organic” müssen 95 Prozent der verwendeten Fasern biologischer Herkunft sein. Der Global Recycled Standard erfasst den rückverfolgbaren Anteil an Recyclingmaterial im Endprodukt. Auch Der Blaue Engel steht für eine umweltfreundliche Herstellung. Das Cradle-to-Cradle-Zertifikat zeichnet Textilien aus, die besonders ressourcenschonend und ökologisch hergestellt wurden und recycelbar sind. Bei Jeans bedeutet das, dass für den Used-Look Lasertechnologie statt Sandstrahlen eingesetzt wird und dass sie mit Strom aus erneuerbaren Energien erzeugt wurde. Eine gute Übersicht zu den Umweltsiegeln bietet www.siegelklarheit.de.
Kostengünstig nachhaltige Kleidung einkaufen
Die meisten Mode- und Textilunternehmen machen es uns nach wie vor schwer, etwas über die ökologischen und sozialen Bedingungen entlang ihrer Produktions- und Lieferketten zu erfahren, obwohl viele von ihnen in den letzten Jahren mit Nachhaltigkeit offensiv werben. Allerdings halten nicht alle unternehmenseigenen Auszeichnungen ein, was sie versprechen. Sicherer ist es da, auf die anerkannten Siegel zu achten oder bei einschlägigen Unternehmen einzukaufen, die „auf ganzer Linie“ auf Naturkleidung und fairen Handel setzen. In den letzten Jahren sind immer mehr kleine Hersteller grüner Mode und Fair Fashion Labels dazugekommen – das ist wunderbar! Die kostengünstigste und auch nachhaltigste Art Kleidung einzukaufen ist und bleibt jedoch die Nutzung von Second-Hand-Plattformen oder Kleidertauschzirkeln.

Julia Lehmann, C.A.R.M.E.N.-Expertin für nachhaltiges Bauen und Einkaufen.
Weitere Informationen zum Thema nachhaltiger Konsum gibt es unter www.carmen-ev.de/einkauf-und-umwelt/