Am Donnerstag, 2. Mai 2024, fand das schwäbische C.A.R.M.E.N.-Fachgespräch im Rahmen der Biogas-Informationskampagne zum Thema „Biogas ist Vielfalt! – alternative Substrate und Gärproduktmanagement“ in Reimlingen statt.
Das C.A.R.M.E.N.-Fachgespräch bestand aus vier Vorträgen und einer Exkursion. Im ersten Fachvortrag gab Mathias Hartel vom Fachverband Biogas e. V. einen Überblick über den Rohstoff Gärprodukt und seine vielen Nutzungsformen. Er machte deutlich, dass das Gärprodukt kein Reststoff sei, sondern einen Wert habe und Teil der Lösung vieler aktueller Probleme sein kann. So könne Gärprodukt teurer werdenden Mineraldünger substituieren, beim Humusaufbau helfen und auch als Ausgangsprodukt für Torfersatz dienen. Nebenbei werde Biogas als erneuerbare Energiequelle gewonnen.
In dem darauffolgenden Vortrag stellte Fabian Geltz von Geltz Umwelttechnologie GmbH konkrete Verfahren zur Aufbereitung von Gärprodukt vor. In der Anlage NuTriSep werden die Nährstoffe Phosphat und Ammoniumsulfat über mehrere Schritte einzeln aus dem Gärprodukt separiert. In der zweiten Anlage turfree! werden die Fasern aus dem Gärprodukt abgetrennt und biologisch stabilisiert. Diese Fasern können als Torfersatz verwendet werden und erreichen die Qualität für den Profigartenbau.
Der zweite Teil der Veranstaltung drehte sich um alternative Substrate für die Biogasanlage. Dr. Falko Stockmann von C.A.R.M.E.N. e.V. erklärte, was bei der Umstellung auf Koppelprodukte wie Gülle, Mist, Stroh oder Landschaftspflegegras und alternative Energiepflanzen zu beachten sei. Bei der Gegenüberstellung von Anbau, Energiegehalt, Flächenbedarf, Substratgestehungskosten und Fördermitteln kam er zu dem Schluss, dass es keine optimale Lösung für alle gebe und die örtlichen Gegebenheiten berücksichtigt werden müssten. Wichtig sei, die Umstellung frühzeitig, langsam und stufenweise durchzuführen. Außerdem müsse die Genehmigung unter Umständen angepasst werden.
Als Vortrag aus der Praxis für die Praxis berichtete Sebastian Altmann von seinen Erfahrungen mit dem Koppelprodukt Maisstroh. Bei der Erntevariante mit Maispflücker und Ablage des Strohs auf Schwad konnten sehr gute Ergebnisse erzielt werden, jedoch müsse dabei sowohl der Abstand der Saatreihen, die Höhe der unteren Blätter und die Reife der Pflanze passen. Die Biogasausbeute konnte durch eine Anschaffung einer Zerfaserung und einer Schneideeinrichtung deutlich verbessert werden. Die Substratkosten von Maisstroh seien günstiger als von Silomais, allerdings stiegen die Kosten für die Anlagentechnik.
Karl-Heinz Geiß, einer von fünf Geschäftsführern der Biogasanlage der Bioenergie Reimlingen GmbH & Co. KG, leitete die abschließende Besichtigung. Die Biogasanlage besteht aus einer NawaRo-Linie im Pfropfenstromverfahren und seit diesem Jahr zwei reinen Güllelinien mit einer Kapazität von 125.000 m³/a. Das entstehende Biogas wird zum Teil in einem BHKW verstromt und die anfallende Wärme für die überwiegende Versorgung des Stiftungskrankenhauses Nördlingen verwendet. Der andere Teil wird mithilfe einer Membrananlage zu Biomethan aufbereitet und in das Gasnetz eingespeist. Für kommendes Jahr ist geplant, eine CO2-Verflüssigung und eine Brennstoffzelle nachzurüsten.
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Barbara Ableitner | Öffentlichkeitsarbeit | 09421 960 336 | barbara.ableitner@carmen-ev.bayern.de