Ergebnis der Konjunkturumfrage Nachwachsende Rohstoffe von C.A.R.M.E.N. e.V. für das Frühjahr 2023
Beurteilung der aktuellen Lage
Nachdem seit 2018 die aktuelle Lage der Branche der Nachwachsende Rohstoffe mit jeder Umfrage etwas besser beurteilt wurde, kam es nun zu einem massiven Einbruch. Der Anteil der Firmen, die ihren Umsatz um mehr als 10 % im Vergleich zum Vorjahr gesteigert haben, hat sich von 38 % auf 19 % halbiert. Noch spielt sich diese Entwicklung auf hohem Niveau ab: der absolute Wert bewegt sich weiterhin im oberen Drittel aller Rückmeldungen seit Beginn der Umfrage im Jahr 2010. Während im Herbst allerdings nur 1 % der Unternehmen fallende Umsätze von mehr als 10 % verzeichnen mussten, liegt der Anteil nun bei 12 %. Dabei handelt es sich um den höchsten Wert seit 2016.
Nicht ganz so dramatisch hat sich das Bild bisher bei den Investitionen verändert. Weiterhin gaben – bei leichten Verschiebungen ins Negative – knapp drei Viertel (72 %) der Betriebe an, mehr oder zumindest genauso viel wie im Vorjahr investiert zu haben. Aber der Anteil der Firmen, die keine Investitionen getätigt haben, hat sich von 8 auf 21 % mehr als verdoppelt und liegt so hoch wie seit Herbst 2015 nicht mehr. Wie häufig in der Vergangenheit schlagen sich die aktuell negativen Entwicklungen nur deutlich gedämpft im Personalbestand nieder. So gab es lediglich geringfügige Verschiebungen nach unten, und immer noch ist der Anteil der Firmen, die zusätzliche Mitarbeitende eingestellt haben, mehr als vier Mal so hoch wie der der Betriebe, die bilanziell Personal abgebaut haben.
Beurteilung des Trends
Der Rückgang bei der aktuellen Umsatzentwicklung für das vergangene Geschäftsjahr scheint leider kein kurzfristiges Phänomen zu sein, wie sich bei den Antworten auf die Frage nach dem Trend der Umsätze zeigt. Inzwischen rechnet mehr als ein Drittel der Firmen (36 %) mit fallenden Umsätzen, was nahezu eine Verdoppelung gegenüber dem Wert der Herbstumfrage 2022 (19 %) darstellt. Der Anteil der Unternehmen, die Umsatzeinbußen von mehr als 10 % erwarten, hat sich von 5 auf 14 % sogar fast verdreifacht. Beide Werte waren zuletzt Mitte 2015 höher. Genauso lange ist es her, dass weniger Betriebe steigende Umsätze erwarteten. Entsprechend verhaltener plant die Branche auch im Bereich der Investitionen. Zwar ist der Anteil der Firmen, die mehr als im vergangenen Jahr investieren wollen, nur leicht gefallen und liegt mit 29 % immer noch auf einem erfreulich hohen Niveau. Allerdings beabsichtigen 38 % der Betriebe, weniger oder gar nicht zu investieren (der höchste Wert seit Herbst 2016), wobei sich der Prozentsatz der Unternehmen, die keine Investitionen planen, von 9 auf 22 % mehr als verdoppelt hat. Ebenfalls vorsichtiger gehen die Firmen die Personalplanung für das kommende Geschäftsjahr an. Zwar will auch jetzt noch weniger als jedes zehnte Unternehmen (9 %) seinen Bestand an Mitarbeitenden abbauen, trotzdem lag dieser Wert zuletzt im Herbst 2015 höher. Erfreulich ist auf der anderen Seite, dass trotz der pessimistischen Prognosen jeder dritte Betrieb (32 %) zusätzliches Personal einzustellen beabsichtigt, was auch auf einen aktuellen Personalmangel hindeutet.
Nachdem bei der Herbstumfrage 2022 die Werte für die Einschätzung der politischen Rahmenbedingungen einen beispiellosen Absturz erlebt hatten, hat sich diese Entwicklung 2023 fortgesetzt. Inzwischen bewerten mehr als zwei Drittel der Unternehmen (68 %) die politischen Rahmenbedingungen als schlecht – ein Wert, der nur einmal im Jahr 2014 mit 69 % leicht höher lag. Zum Vergleich: Im Herbst 2021 gaben nur halb so viele Firmen (35 %) diese Rückmeldung. Im selben Zeitraum hat sich auch der Anteil der Betriebe, die die Rahmenbedingungen als gut ansehen, von 24 auf 11 % mehr als halbiert.
Bewertung der politischen Rahmenbedingungen
Die Einschätzung der politischen Rahmenbedingungen befindet sich weiter im freien Fall und ist nicht mehr weit vom Allzeittief im Jahr 2014 entfernt. Dies verwundert nicht sonderlich, denn die seit 2022 bestehenden Problembereiche sind nicht weggefallen, im Gegenteil, es sind noch weitere dazu gekommen. So ist zwar das Gebäudeenergiegesetz noch nicht in der derzeit diskutierten Form verabschiedet und auch die RED III muss erst in nationales Recht umgesetzt werden, aber schon jetzt deutet sich an, dass insbesondere die energetische Nutzung von (Anbau-)Biomasse weiter eingeschränkt werden wird und auch die Ressourcen für die stoffliche Nutzung knapper werden.
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