Um neben der Emissionsminderung von Kohlendioxid (CO2) und anderen Treibhausgasen durch Einsparmaßnahmen, Effizienzsteigerung und Ausbau der Erneuerbaren Energien in allen Sektoren zusätzlich schnell umsetzbare Maßnahmen zur Entnahme von CO2 aus der Atmosphäre zu erzielen, werden in der Klimaforschung u. a. regelmäßig drei Maßnahmen genannt:
(1) (Wieder-)Aufforstung
(2) Humusaufbau im Boden und
(3) die Herstellung und Anwendung von Pyrolyse-Pflanzenkohlen.
Um die Mehrfachwirkung von derartigen in Pyrolysereaktoren hergestellten, zertifizierten Pflanzenkohlen unter Freilandbedingungen in verschiedenen landwirtschaftlichen Anbausystemen wissenschaftlich über einen längeren Zeitraum zu analysieren, wurde unter Federführung von Herrn Prof. Dr. Kurt-Jürgen Hülsbergen vom Lehrstuhl Ökolandbau und Pflanzenbausysteme in Weihenstephan, das Forschungsprojekt „TerraBayt“ initiiert und mit der Anlage von Anbauversuchen an verschiedenen Standorten in Bayern auf den Weg gebracht. Neben den Versuchsstationen der TUM auf Gut Roggenstein und Viehhausen wurden weitere landwirtschaftliche Flächen in Baierlach (Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen), Burghausen (Landkreis Altötting) und im Obstanbaugebiet Forchheim/Fränkische Schweiz in das Versuchskonzept integriert.
Zusätzlich zur direkten Kohlenstoffsequestrierung durch die Einbringung von stabilen Pyrolyse-Kohlen in verschiedenen Aufwandmengen soll u. a. herausgefunden werden, inwieweit die Pflanzenkohle in Kombination mit Gülle und Kompost langfristig das Bodenleben und damit den Humusaufbau im Boden fördert und so einen wertvollen Beitrag zu einer zusätzlichen, nachhaltigen Steigerung des organischen C-Gehaltes leistet. Neben den grundlegenden Fragestellungen zur Bodenfruchtbarkeit und Ertragsfähigkeit der Böden sollen komplexe Wirkungsmechanismen auf Nährstoff- und Wasserspeicherkapazität sowie auf umwelt- und klimarelevante Vorgänge wie die Minderung von NO3-Auswaschung und NH3– bzw. N2O-Emissionen erforscht und bewertet werden.
Das Forschungsprojekt TerraBayt (Nutzungspotenziale von Pflanzenkohle und Terra Preta in der Bayerischen Landwirtschaft – Beitrag zu Klimaschutz und Klimaanpassung) wird vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten über drei Jahre großzügig unterstützt.
C.A.R.M.E.N. e.V. übernimmt als Projektpartner u. a. Aufgaben im Bereich des Wissenstransfers. Weitere Kooperationspartner sind die Ernst Pelz Stiftung, Geretsried und das Kuratorium Bayerischer Maschinen- und Betriebshilfsringe e.V. Die Ernst Pelz Stiftung hatte maßgeblichen Anteil an der Initiierung und Anlauffinanzierung des Projektes vor der Bewilligung der Mittel durch das StMELF. Die Novocarbo GmbH und die Syncraft Engineering GmbH stellen zertifizierte Pflanzenkohlen für die Versuchsdurchführung zur Verfügung.
=> Für 19. Januar 2023 ist im SAZ Straubing eine ganztägige Veranstaltung zum Thema Pflanzenkohle geplant. Bei dieser Tagung sollen einerseits Grundlagen (Herstellung, Einsatz, Rechtslage und Potenzial von Pflanzenkohle) an interessierte Landwirte und die gesamte Branche vermittelt, aber auch die neuesten wissenschaftlichen Ergebnisse aus dem laufenden Projekt TerraBayt vorgestellt werden. Nähere Infos zur Veranstaltung in Kürze.
Interessierte können sich jederzeit gerne an Herrn Letalik, C.A.R.M.E.N. e.V. (0160 8575069) und Herrn Jaufmann, TUM (08161 716307) wenden.