Konjunkturumfrage Nachwachsende Rohstoffe Frühjahr 2022: Branche trotzt vielfältigen Krisen

In halbjährlichem Rhythmus werden die Unternehmen der Branche der Nachwachsenden Rohstoffe von C.A.R.M.E.N. e.V. nach ihrer wirtschaftlichen Lage befragt. Diese Konjunkturumfrage wird nun bereits im zwölften Jahr durchgeführt und die erhobenen Daten evaluiert und veröffentlicht. Unternehmen aus den Teilbranchen feste Biomasse, Biogas, biogene Treibstoffe und stoffliche Nutzung werden dabei berücksichtigt. Die Firmen sollen ihre derzeitige Lage und zukünftige Entwicklung einschätzen.  

Beurteilung der aktuellen Lage zu Umsatz-, Investitions- und Personalentwicklung

Die aktuelle Lage wird in der Branche der Nachwachsenden Rohstoffe weiterhin sehr positiv eingeschätzt. Der Anteil der Unternehmen, die im Vergleich zum vergangenen Jahr steigende Umsätze verzeichneten, ist nochmals leicht gestiegen auf mittlerweile über 60 %. Dieser Wert lag zuletzt nur im Jahr 2011 höher. Nur 13 % der Betriebe mussten fallende Umsätze hinnehmen. Bereits im fünften Jahr in Folge melden mehr Firmen steigende als fallende Umsätze.  Leicht eingetrübt, aber immer noch erfreulich entwickelten sich die Investitionen im Vergleich zum Jahr 2021. Mehr als drei Viertel der Unternehmen (78 %) haben mehr oder zumindest genauso viel investiert. Das sind 2 % mehr als im Jahr 2021und stellt einen noch nie erreichten Wert dar. Der Anteil der Betriebe, die ihre Investitionen gesteigert haben, ist zwar um 10 Prozentpunkte auf 26 % gefallen, allerdings ist hier zu berücksichtigen, dass der Vergleich schon mit einem hohen Investitionsniveau erfolgte. Ein weiterer Rekord: nur jeder neunte Betrieb (11 %) hat keinerlei Investitionen getätigt. Auf sehr hohem Niveau geringfügig verschlechtert hat sich die Situation im Personalsektor. Jede dritte Firma hat den Personalbestand aufgestockt und nur 8 % die Mitarbeitendenzahl reduziert.

Trend-Vorschau

Die Branche startet mit sehr zuversichtlichen Erwartungen in die Zukunft, was die Umsatzentwicklung angeht. 46 % der Unternehmen erwarten erhebliche Steigerungen von mehr als 5 % (und das verglichen mit einem schon vorher sehr hohen Niveau). Allerdings rechnet jeder neunte Betrieb (11%) mit erheblichen Umsatzeinbußen von 5 % und mehr. Der höchste Wert seit 2016. Auch die Frage nach den geplanten Investitionen zeigt ein erfreuliches Bild. Trotz schon sehr hohem Ausgangsniveau planen über 40 % der Firmen eine nochmalige Steigerung der Mittel – das ist der höchste Wert seit Beginn der Umfrage 2010. Aber auch der Anteil an Betrieben, welche gar keine Investitionen tätigen wollen, ist mit 16 % so hoch wie seit 2016 nicht mehr. Damit ist das Bild uneinheitlicher als in der Vergangenheit. Sehr positiv sind die Zukunftsaussichten, was die Personalentwicklung angeht. Nur ein sehr geringer Teil (3 %) rechnet mit Personalabbau. Über 42 % der Firmen wollen die Zahl der Mitarbeitenden erhöhen, was den höchsten Wert seit 2010 darstellt.

Einschätzung der politischen Rahmenbedingungen

Weiterhin vergleichsweise positiv werden die politischen Rahmenbedingungen eingeschätzt. Bis 2018 bezeichnetet sie nur ein einstelliger Prozentsatz als gut, jetzt liegt der Wert erneut über 20 %. Mit 35 % bewerten immer noch deutlich mehr Betriebe die Bedingungen als schlecht, aber der Wert lag in der Vergangenheit häufig über 50 %. Während die Stimmung in der Gesamtwirtschaft Deutschlands ziemlich unter der Corona-Krise und dem russischen Angriff auf die Ukraine gelitten hat, ist davon in der Branche der Nachwachsenden Rohstoffe nichts festzustellen. Ganz im Gegenteil, denn die beiden Indexwerte für die aktuelle Lage und die Zukunftsaussichten sind nochmals leicht angestiegen, wobei ein letzterer leicht höher liegt und mit knapp 60 Punkten auf einem noch nie erreichten Niveau angekommen ist. Bei der Einschätzung der politischen Rahmenbedingungen ist der seit 2018 anhaltende Aufwärtstrend ins Stocken geraten, allerdings deutlich über dem Niveau der vergangenen Jahre. Inwieweit die neu aufgeflammte Teller-Tank-Diskussion oder die Debatte um die Waldnutzung hier eine Rolle spielen, wird voraussichtlich die Herbst-Umfrage zeigen.