Mikroplastik – Erkennen, vermeiden, nachhaltig ersetzen

Kunststoffe erfüllen eine enorme Vielzahl von Funktionen in unterschiedlichsten Produkten und fast allen Bereichen unserer modernen Gesellschaft. Dabei zeichnen sie sich auch durch ihre Langlebigkeit und Widerstandsfähigkeit gegen biologischen Abbau aus.

Doch gerade diese Eigenschaften werden zunehmend zum ökologischen Problem. Stetig steigende Produktionsmengen, die breite globale Nutzung, das „Littering“ (achtloses Wegwerfen in die Umwelt) und vorhandene Lücken in Abfallmanagement und Entsorgungssystemen führen weltweit zu stark steigenden Kunststoff-Emissionen in die Umwelt.

Doch trotz ihrer hohen Persistenz gegen biologischen Abbau unterliegen auch Kunststoffe dem Abrieb, der Verwitterung und der Zersetzung durch mechanische, physikalische und chemische Einflüsse. Aus größeren Kunststoffteilen (Makroplastik) können hierbei durch Fragmentierung immer kleinere Bruchstücke entstehen. Ab einer Größe von weniger als 5 mm spricht man von „Mikroplastik“.

Kleine funktionelle Kunststoffpartikel werden von der Industrie auch bewusst als Produkt oder Produktbestandteil eingesetzt. Sie dienen z. B. als Reibkörper in Kosmetik, Bindemittel in Farben und Lacken oder werden für die Einkapselung von Langzeitdüngern genutzt.

In den letzten Jahren hat sich immer deutlicher gezeigt, dass Mikroplastik nicht nur in den Meeren, sondern auch in Flüssen und Böden sowie in Fischen und Muscheln und selbst in uns Menschen zu finden ist. Umso wichtiger ist es, Quellen von Mikroplastik zu erkennen, zu vermeiden und durch nachhaltige Alternativen aus Nachwachsenden Rohstoffen zu ersetzen.

Mikroplastik-Typen

Die Entstehung von Mikroplastik ist so vielfältig wie die Einsatzmöglichkeiten von Kunststoffen. Die Forschung unterscheidet je nach Entstehungsweise zumeist zwischen drei Typen.

Primäres Mikroplastik Typ A: wird in entsprechender Größe und Form hergestellt und direkt als Produkt oder Produktbestandteil genutzt, z. B. Reibkörper in Kosmetik, Kunstrasen-Granulat, Düngerkapseln.

Primäres Mikroplastik Typ B: wird während der Nutzung von Produkten z. B. durch Abrieb, Waschung oder Verwitterung freigesetzt, z. B. Reifenabrieb, synthetische Textilfasern, Abrieb von Farben und Lacken.

Sekundäres Mikroplastik: entsteht nach der Nutzung durch Verwitterung und Fragmentierung von Makroplastik in der Umwelt z. B. von Kunststoffabfällen im Meer, durch Fehlwürfe von Kunststoffprodukten in der Biotonne oder landwirtschaftliche Folienreste.

Haupteintragsquellen

Verbreitung in der Umwelt

Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen, dass neben den Meeren auch lokale Fließgewässer sowie Ackerböden mit Mikroplastik belastet sind. Auch in Hausstaub können größere Mengen Mikroplastik enthalten sein. Daher wird – neben der Verbreitung durch Gewässer, Klärschlämmen und „Littering“ – auch eine Verbreitung durch die Luft als sehr wahrscheinlich angesehen.

Risiken

Die genauen Risiken und Auswirkungen von Mikroplastik in der Umwelt werden aktuell erforscht, sind jedoch in vielen Bereichen noch nicht umfassend ermittelt. Aus vorhandenen Studienergebnissen lassen sich aber schon verschiedene Risiken ableiten. Demnach kann Mikroplastik:

  • vorhandene Umwelt-Schadstoffe verstärkt an seiner Oberfläche binden (Hollmann et al. 2013)
  • enthaltene, u. U. gesundheitsbedenkliche Additive- bzw. Inhaltsstoffe an die Umwelt abgeben (Hammer et al. 2012)
  • Verdauung, Stoffwechsel oder Fortpflanzung von Organismen (z. B. Miesmuscheln (Wright et al. 2013) oder Regenwürmern (Lwanga et al. 2016)) beeinträchtigen

Weitere Informationen zum Thema Mikroplastik, insbesondere zu Lösungsansätzen und Alltagstipps finden Sie in unserem Flyer “Mikroplastik – Erkennen, vermeiden, nachhaltig ersetzen”.

Quellen:

Hollman, P.C.H.; Bouwmeester, H. & Peters, R.J.B. (2013): Microplastics in aquatic food chain: sources, measurement, occurrence and potential health risks. Research report, Wageningen RIKILT – Institute of Food Safety.

Hammer, J.; Kraak, M.H.S. & Parsons, J.R. (2012): Plastics in the Marine Environment: The Dark Side of a Modern Gift. Reviews of Environmental Contamination and Toxicology. 220, S. 1–44.

Wright, S.; Thompson, R. & Galloway, T. (2013): The physical impacts of microplastics on marine organisms: A review. Environmental Pollution. 178 (2013), S. 483–492.

Lwanga, E. H., Gertsen, H., Gooren, H., Peters, P., Salánki, T., van der Ploeg, M., … Geissen, V. (2016): Microplastics in the terrestrial ecosystem: Implications for Lumbricus terrestris (Oligochaeta, Lumbricidae). Environmental Science & Technology. 50, S. 2685–2691.