Nutzhanf – alte Kulturpflanze, viele Möglichkeiten

Cannabis sativa L. war in Deutschland lange eine bedeutende Kulturpflanze. Hanf wurde in der Medizin, der Herstellung von Fasern für Seile, Segel, Kleidung und Papier sowie als Lebensmittel genutzt. Wegen der berauschenden Wirkung der Blüten mancher Sorten war der Anbau in Deutschland ab 1982 verboten, ist jedoch seit 1996 wieder legal. Bei den zugelassenen Nutzhanfsorten liegt der THC-Gehalt, der in den Blüten enthaltene psychoaktive Wirkstoff, bei maximal 0,2 Prozent. Eine berauschende Wirkung ist damit ausgeschlossen! In Deutschland wurden 2019 rund 4.500 ha Nutzhanf angebaut.

Nutzungsmöglichkeiten

Bei Hanf kann die komplette Pflanze, von den Blüten bis zu den Wurzeln genutzt werden. Die unterschiedlichen Pflanzenbestandteile können dabei in Lebensmitteln, in der Tierhaltung, für Textilien, Bau- und Werkstoffe, als Inhaltstoff von Kosmetikprodukten, aber auch zur energetischen Nutzung eingesetzt werden.

Hanfsamen, auch Hanfnüsse genannt, sind reich an Omega-3-Fettsäuren.

Standortansprüche

Hanf stellt keine besonderen Ansprüche an den Standort. Hohe Erträge werden jedoch insbesondere auf tiefgründigen, humosen und nährstoffreichen Böden mit guter Wasserversorgung erreicht. Er reagiert empfindlich auf Bodenverdichtung und Staunässe.

Anbau

Bereits vor dem Anbau von Cannabis sativa L. sollte Klarheit über den Absatzweg herrschen, denn je nach Nutzung unterscheiden sich Anbau und Ernte. Auch Sortenwahl, Aussaatzeitpunkt und Saatstärke sind durch die primäre Nutzung beeinflusst. Für den Hanfanbau darf nur Z-Saatgut verwendet werden, der Nachbau ist verboten. Aktuell zugelassene Sorten sind im EU-Sortenkatalog aufgelistet.

Die Aussaat von Hanf erfolgt je nach Nutzung zwischen Ende März und Mitte Mai. Ein optimaler Auflauf wird bei feinkrümligem, rückverfestigtem und feuchtigkeitsbewahrendem Saatbett erreicht. Die Aussaat sollte so früh wie möglich erfolgen, um die Winterfeuchtigkeit im Boden für die Ausbildung des Wurzelsystems nutzen zu können.

Für die Körnernutzung werden ca. 12-25 kg/ha gesät um wenige kräftige, weitverzweigte und stark blühende Pflanzen zu etablieren und damit einen hohen Kornertrag zu erreichen. Bei der Produktion von Faserhanf wird ein schnelles Längenwachstum mit eher dünnen und unverzweigten Stängeln und damit feinen und langen Fasern angestrebt. Aus diesem Grund werden mit 50-70 kg/ha deutlich mehr Körner ausgesät.

Wenn dem Hanf durch eine optimale Aussaat günstige Starbedingungen für eine rasche Jugendentwicklung ermöglicht werden, ist der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln nicht erforderlich. Zudem sind in Deutschland für den Nutzhanfanbau keine Pflanzenschutzmittel zugelassen.

Ernte

Die Ernte von Hanf ist anspruchsvoll, da es an den drehenden Bauteilen der Erntemaschinen zu Wicklungen der Fasern kommen kann. Spezialmaschinen sind verfügbar. Häufig werden jedoch auch Selbstbaulösungen eingesetzt.

Der Körnerdrusch kann mit herkömmlichen Mähdreschern erfolgen. Je nach Sorte und Bestand variieren die Erträge von 800-1600 kg/ha. Dabei ist darauf zu achten, mit geschliffenen Messern und geringer Geschwindigkeit in den Bestand zu fahren. Gegebenenfalls muss das Hanfstroh im Schwad abgelegt und – sollte es nicht gepresst werden – mit weiterer Technik zerkleinert und eingearbeitet werden.

Für die Ernte von Faserhanf werden die Pflanzen mit Spezialmaschinen geschnitten, auf 1 m eingekürzt und im Schwad abgelegt. Je nach Technik erfolgt der Drusch in einem Arbeitsschritt mit dem Schneiden oder wird als separater Arbeitsgang im Anschluss daran durchgeführt. Nach einer Feldröste von 2-4 Wochen wird das Stroh zu Ballen gepresst. Die Röste ist ein mikrobiologischer Prozess, der sich über mehrere Wochen erstreckt. Ziel ist die bessere Trennbarkeit von Holzanteilen und Fasern. Zudem lassen sich die Bastfaserbündel besser zerfasern und das Hanfstroh sowie das Fasermaterial werden weicher und flexibler.

Die Ernte von Hanf für die Produktion von CBD-Extrakten oder Tees erfolgt ebenfalls mit Spezialmaschinen oder muss von Hand durchgeführt werden. Dafür werden lediglich die oberen Pflanzenbestandteile, d.h. die Blütenstände und die oberen Blätter abgeschnitten und weiterverarbeitet. Aufgrund von Änderungen im Katalog für neuartige Lebensmittel der EU, steht dieser Verwertungszweig aktuell vor großen Herausforderungen.

Rechtliche Rahmenbedingungen

Alle wichtigen Informationen zu den rechtlichen Rahmenbedingungen sowie Merkblätter und Formulare gibt es auf der Seite der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE).