150 Interessierte bei C.A.R.M.E.N.-Fachgespräch in Aub
Im März 2020 veranstaltete C.A.R.M.E.N. e.V. in Kooperation mit dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Uffenheim ein Fachgespräch zum Thema Winterhanf als Zwischenfrucht. Neben Fachvorträgen fand eine Feldführung mit Besichtigung der Erntetechnik statt. Aufgrund der Witterung und fehlender Befahrbarkeit der Böden musste die Vorführung der Erntetechnik entfallen.
150 Interessierte trafen sich an einem nahe der Uhlenmühle in Aub gelegenen Winterhanffeld. Dort begrüßte Dr. Stefan Berenz vom AELF Uffenheim die Anwesenden und bat Vertreter aus Stadt und Landkreis um ihre Grußworte. Zu Beginn sprach Michael Neckermann, der 3. Bürgermeister der Stadt Aub. Im Anschluss daran zeigte sich Harald Blankart, Behördenleiter und Leiter Landwirtschaft des AELF Würzburg, sehr erfreut über das große Interesse am Thema und betonte wie wichtig es sei, neue Wege und Ideen zu verfolgen. Christian Leuchtweis, stellvertretender Geschäftsführer von C.A.R.M.E.N. e.V., konnte dem nur zustimmen. Er wies außerdem auf die historische Verbindung zwischen C.A.R.M.E.N. e.V. und Würzburg hin, der Verein wurde bereits 1992 im Landkreis Würzburg gegründet.
Als ersten fachlichen Input gab Nadine Pöschl von C.A.R.M.E.N. e.V. eine kurze Einführung in das Thema Nutzhanf. Dabei wurden sowohl Verwertungswege, mögliche Produkte sowie die derzeitigen Anbauzahlen näher erläutert.
Anschließend berichteten die beiden Landwirte Otmar Körner und Johannes Döppert über ihre Erfahrungen zum Winterhanfanbau, beide haben 2019/2020 zum ersten Mal Winterhanf angebaut. Dabei erläuterten sie sowohl die Etablierung und Bestandsführung der Kultur als auch die Ernte. Nach einer frühräumenden Hauptfrucht, z.B. Gerste, kann Winterhanf als Zweitfrucht bzw. bei Aussaat nach dem 1. August als Zwischenfrucht angebaut werden. Durch die starke Trockenheit im letzten Jahr, konnten sich die Bestände der beiden Landwirte jedoch nur schlecht entwickeln. Die einsetzende Notreife beendete das Längenwachstum und der Hanf erreichte nicht die optimale Höhe. Die Ernte erfolgt bevorzugt bei gefrorenem Boden. Er wird mittels Trommelmähwerk gemäht und anschließend gepresst. Wichtig dabei seien frisch geschliffene Messer und die optimale Einstellung des Pressdrucks, da ansonsten die Fasern beschädigt werden.
Jakob Meier von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) ging auf die rechtlichen Rahmenbedingungen des Nutzhanfanbaus im Allgemeinen sowie des Winterhanfanbaus im Speziellen ein. Dabei stellte er den Teilnehmenden alle wichtigen Merkblätter und Formular sowie die für den Nutzhanfanbau in der EU gültige Sortenliste vor.
Das häufig kritische Thema Düngung wurde durch Dr. Joachim Liebler von der Regierung von Unterfranke behandelt. Grundsätzlich sei bei Zwischenfrüchten keine Düngebedarfsermittlung nötig und eine Düngung nach der 30/60 Regelung
möglich. Neben den aktuellen Regelungen und möglichen Änderungen im Düngerecht, zeigte er einige pflanzenbauliche Aspekte der Düngung von Sommerhanf auf. So sei z.B. die N-Aufnahme des Hanfs bei Eintritt in die generative Phase beendet.
Dr. Heiko Beckhaus, NFC Nettle Fibre Company, ist derzeit der einzige Abnehmer für Winterhanffasern. Er ging in seinem Vortrag auf die Verarbeitung der Hanffasern zu elementaren Fasern für die Textilproduktion sowie das wirtschaftliche Potenzial der „Winterfasern“ ein. Außerdem stellte er vor, wie eine Zusammenarbeit zwischen ihm als Abnehmer und den Landwirten funktionieren kann. Ihm sei es wichtig eine „Win-win-Situation“ zu schaffen, so Beckhaus.
Zum Abschluss des Tages hatten die Teilnehmenden noch einmal ausgiebig die Gelegenheit Fragen zu stellen und gemeinsam mit den Vortragenden zu diskutieren. Brennende Themen waren auch hier die Wirtschaftlichkeit und die Düngung.
Circa 3.800 Zeichen, Abdruck frei, Belegexemplar erbeten.